Reise ins Herz der Krise

WSV gastiert am Samstag (Anstoß 14 Uhr) beim FC Bayern München II.

Wuppertal. Das selbsternannte Aushängeschild des deutschen Fußballs hat Kratzer bekommen. Und das nicht nur in der Bundesliga. Auch die zweite Mannschaft des FCBayern München läuft der Musik hinterher. Die "kleinen Bayern" spielen in der 3.Liga und tragen vor dem Heimspiel gegen den Wuppertaler SV (Samstag, 14 Uhr, Stadion an der Grünwalder Straße) die rote Laterne des Tabellenletzten. Fünf Spiele, aber noch immer kein Sieg. Lediglich zwei magere Pünktchen, dafür aber jede Menge Gegentore. Vier zuletzt beim Aufsteiger Heidenheim, davor ein halbes Dutzend beim peinlichen 0:6 in Jena. "Wenn man ehrlich ist, dann muss man sagen, dass uns Jena demonstriert hat, wie Herrenfußball geht", sagte der Trainer der Bayern ernüchtert.

Der Trainer, das ist Mehmet Scholl. Und der ehemalige Mittelfeldzauberer hätte sich wahrlich einen besseren Start gewünscht, obwohl er wusste, dass er eine schwere Aufgabe übernehmen würde. Nicht nur, weil er das Erbe von Hermann Gerland antreten musste, der nun als Assistenztrainer von Louis van Gaal versucht, die Scherben des verpatzten Bundesliga-Starts zusammen zu fegen. Sondern auch, weil er schon vor dem Saisonstart mit Holger Badstuber und Thomas Müller zwei Leistungsträger an die Profis verlor. "Ich habe einen längeren Anpassungsprozess vorhergesagt, denn es war klar, dass sich die neuen und jungen Spieler erst noch finden müssen", sagt Scholl. Besonders in der Abwehr agierte die Mannschaft bisher wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen, so dass sich selbst der 38-jährige Trainernovize nach dem vogelwilden Auftritt in Heidenheim ärgerte: "Das ist einfach nicht der Anspruch, den der FC Bayern stellt."

Um sich seiner Aufgabe noch besser widmen zu können, überlegt Scholl, seine Tätigkeit als ARD-Experte aufzugeben. Zuvor wurde mit Danny Schwarz bereits ein Routinier verpflichtet, um die Defensive zu stärken. Der 34-Jährige kam vom TSV 1860. Die Not scheint wirklich groß beim stolzen FC Bayern, wenn selbst vor einem Hilfegesuch beim Stadtrivalen nicht mehr zurückgeschreckt wird. Dass die "kleinen Bayern" noch lange das Tabellenende zieren, mag in der Liga so recht keiner glauben. Der WSV sollte deshalb zu verhindern wissen, dass sie nach einer Krisensitzung zu Beginn der Woche nicht schon wieder zu ihrer alten Stärke zurückfinden.