Wuppertal Student misst Stadion am Zoo aus

Die Initiative „Ein Dach für die Nord“ erhofft sich durch die private Aktion einen weiteren Schub für ihre Pläne.

Foto: Büro Bauer/Gelhausen

Wuppertal. Wenn am Montag eine Drohne über dem Zooviertel schwebt, müssen sich Anwohner nicht wundern. Mit neuester Technik soll dann das Stadion aus der Luft vermessen werden. Das Ganze ist Teil einer Bachelorarbeit, bei der WSV-Fan und Vermessungsingenieur Uli Bauer einen Studenten der Uni Osnabrück unterstützt. Die Aktion könnte auch der Initiative „Ein Dach für die Nord“ weiteren Rückenwind geben.

Foto: Büro Bauer/Gelhausen

„Ziel ist es, ein genaues 3-D-Modell des Stadions zu erstellen und dafür mehrere moderne Messmethoden zu verknüpfen“, erklärt Uli Bauer. Seine Familie stammt aus Wuppertal, und er ist schon seit frühester Jugend ein glühenden Anhänger des WSV. Obwohl er jetzt im oberbergischen Nümbrecht wohnt, wo er auch sein Vermessungsbüro betreibt, besucht er weiter die meisten Heim- und viele Auswärtsspiele. Die Idee zur Vermessung des Stadions am Zoo kam ihm, nachdem er in Köln von einem ähnlichen Projekt gehört hatte. Insofern knüpfte Bauer schon vor mehr als einem Jahr Kontakte zur Initiative „Ein Dach für die Nord“, die sich bekanntlich zum Ziel gesetzt hat, die Fan-Tribüne auf der Nordseite mit einem Dach für den WSV-Anhang zu versehen.

Weitere Dynamik bekam die Geschichte durch die Anfrage von Student Olaf Wichmann. Bei einem ersten Ortstermin haben beide bereits vom Rasen aus mit einem Laserscanner umfangreiche Messungen vorgenommen. Der erfasst alle sichtbaren Punkte im Umkreis von 250 Metern, so dass das Modell später auch perfekt in die Umgebung eingefügt werden kann. Dadurch, dass 15 Standpunkte für die Messungen gewählt wurden, entsteht bereits eine Dreidimensionalität. Satelliten (GPS)-Daten und die Luftaufnahmen sollen noch höhere Genauigkeit auch aus dieser Perspektive gewährleisten. So könnten in dem Stadionmodell auch Dachkonstruktionen besser simuliert werden.

„Im Hinblick auf die Dachpläne haben wir ebenfalls befreundete Statiker hinzugezogen“, berichtet Frank Niederhoff“, zweiter Vorsitzender der Initiative ein Dach für die Nord. Alles ist mit dem städtischen Gebäudemanagement (GMW) abgesprochen. „Inwieweit wir das später verwenden können, muss man sehen. Natürlich haben wir bereits eigene Vermessungsdaten“, sagt GMW-Geschäftsführer Hans-Uwe Flunkert. Pläne für eine Überdachung der übrigen drei Stadionseiten gebe es ja bereits, seit die beiden Stehtribünen mit Hilfe von Arbeitskräften aus dem zweiten Arbeitsmarkt erneuert worden waren. In diesem Zuge hatte sich 2008 die Fan-Initiative ein Dach für die Nord gebildet.

Flunkert: „Damals ist auch ein Bauantrag gestellt worden. Der müsste aber inzwischen erneuert werden.“ Für das GMW hätten derzeit allerdings Schulen und Kindergärten Priorität, da für diese Institutionen bis 2020 millionenschwere umfangreiche Fördermittel in Aussicht stünden.

Natürlich werde man sich aber bemühen, zu helfen, wenn es für das Stadion einen neuen Ansatz gebe. Diesen erhoffen sich Frank Niederhoff und der Dach-für-die-Nord-Vorsitzende Stefan Schey nicht nur durch die Vermessung. Am 27. Oktober wird es im größeren Kreis ein Gespräch bei Oberbürgermeister Andreas Mucke im Rathaus geben, bei dem unter anderem auch Fördermöglichkeiten erörtert werden sollen.

Einen stattlichen Eigenanteil hat die Initiative durch Spendenaktionen und vor allem Erlöse aus dem Fanartikelverkauf, den sie in den vergangenen Jahren stark intensiviert hat, bereits zusammen. Zahlen sollen dann aber zunächst intern genannt werden.

Auch eine Kostenschätzung hat die Initiative bereits angestellt. Sie rechnet — je nach Ausführung das Dachs, das auch als Schallschutz für das Zooviertel dienen soll, mit mehr als 300 000 Euro allein an Materialkosten sowie noch einmal der gleichen Summe für Fundamente. Altlasten, die unter der Oberfläche schlummern, machen gerade die Fundamentierung kompliziert.

„Bei den Gesprächen mit dem GMW ist uns erst wieder klar geworden, wie viele Ausnahmeregelungen es für das Stadion gibt“, sagt Frank Niederhoff. So darf unter anderem die alte Radrennbahn, die als Baudenkmal konserviert unter den Stehstufen schlummert, durch Dachfundamente nicht beschädigt werden.

Uli Bauer freut sich nicht nur als Ingenieur über die neue Dynamik des Themas, die durch die sportlichen Erfolge noch befördert wird. „Jahrelang musste man als Fan leidensfähig sein, jetzt wird die Ernte eingefahren.“