Sven Lintjens - Abschied durch die Hintertür

Sven Lintjens wechselt zum Zweitligisten SC Paderborn und übt Kritik an Trainer Wolfgang Jerat.

<strong>Wuppertal. "Meine Entscheidung ist erst nach dem Spiel gegen Bayern München gefallen. Der entscheidende Grund für meinen Wechsel nach Paderborn ist Wolfgang Jerat. Ich wollte eigentlich in diesen Tagen meinen Vertrag beim WSV verlängern, aber da ist etwas vorgefallen, was ich aus Respekt vor dem Trainer nicht sagen will", erklärt Sven Lintjens (31) seinen Entschluss, den WSV zu verlassen. Donnerstagmorgen wurde ein Auflösungsvertrag unterzeichnet, denn der Vertrag des Mittelfeldspielers hatte noch eine Laufzeit bis Juni 2009. Der WSV hat sich mit Paderborn auf eine Ablösesumme geeinigt, die zwischen 60000 und 100000 Euro liegen dürfte. Lintjens unterschrieb beim Schlusslicht der 2.Liga einen Vertrag bis Juni 2009. WSV-Präsident Friedhelm Runge lässt die Begründung des erst im Sommer zum WSV gekommenen Mittelfeldspielers nicht gelten. Für Runge ist es ein Abschied durch die Hintertür. "Sven Lintjens hat uns doch eigentlich schon vor Monaten verlassen. Als die Gerüchte über einen Wechsel nach Kaiserslautern gestreut wurden, da habe ich schon gesagt, dass man Reisende ziehen lassen sollte. Aus nachvollziehbaren sportlichen Gründen haben mich Wolfgang Jerat und Manager Georg Kreß damals überstimmt. Ich hatte kein gutes Gefühl und habe Wolfgang Jerat geraten, ihn für das Bayern-Spiel erst gar nicht aufzustellen. Ich bedauere es, einen guten Fußballer zu verlieren. Doch man muss sich seine Karriere anschauen. Er ist mit den Gedanken überall. Nur nicht da, wo er gerade spielt." Beim 2:5 gegen die Stars aus München wurde Lintjens nach 67Minuten ausgewechselt. "Natürlich habe ich nicht gut gespielt, aber ich wusste auch gar nicht richtig, wo ich hinlaufen sollte. Einen Tag vor dem Spiel stellt der Trainer die Mannschaft von einer Vierer-Abwehrkette auf eine Dreierkette um. Wir trainieren einen Tag vor dem Bayern-Spiel um 10Uhr, und der Trainer kommt um 11Uhr und will dann eine Besprechung anfangen. Wenn er nicht die Kurve kriegt, dann sehe ich den Aufstieg für den WSV in Gefahr", kritisiert Lintjens den Führungsstil seines Ex-Trainers. Wolfgang Jerat: "Ich habe sogar eine Vertragsverlängerung für Sven Lintjens befürwortet. Er ist ein Spieler, der seine Eigenarten hat, aber das war nicht unangenehm. Ein Spieler mit seinen Eigenschaften hätte aber in der Bundesliga landen müssen. Da ist etwas schief gelaufen. Mit Lorenzón, Schulp, Narewsky und Völzow haben wir uns im Winter personell ergänzt. Das Ziel Aufstieg müssen wir nach diesem Wechsel sicher nicht aufgeben."

In diesem Punkt vertritt Sven Lintjens übrigens die gleiche Meinung. "Ich wünsche dem WSV, dass er den Aufstieg schafft. Für mich ist die Aufgabe sicherlich schwerer, mit Paderborn in der Liga zu bleiben."

Aus dem Umfeld der Mannschaft wurde der Abgang Lintjens so kommentiert: "Da bricht eine Säule weg."

Dass Lintjens als Grund für seinen Weggang Dissonanzen mit Trainer Wolfgang Jerat angibt, kommt für viele nicht überraschend. Nachdem er sich in der Vergangenheit schon über Jerats Reaktionen geärgert hatte, war für den Techniker das Maß nach dem Bayern-Spiel offensichtlich voll. Nach seiner berechtigten Auswechslung verschwand Lintjens und fehlte danach beim netten Beisammensein in der Arena-Loge "Schalker Markt".

Wegen des neuerlichen Theaters sieht der Spieler ernsthaft das Ziel "Aufstieg" gefährdet. "Man hat hier ständig Stress und kaum Ruhe. Man schafft es einfach nicht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren."