Sven Lintjens : "Meine Tore sind ein bisschen anders"

Der phantastische Siegtreffer von Sven Lintjens gegen Rot-Weiß Oberhausen scheint kein Zufallsprodukt zu sein.

Wuppertal. Wenn Sven Lintjens als Steppke aus der Schule oder vom Training kam, dann ging es meist ohne Umwege direkt zum Bolzplatz in Mönchengladbach-Windberg. Zwei Ballkontakte waren angesagt. Stundenlang wurde hin und her geschossen. Das Leder hatte nichts zu lachen. Jörg Albertz hieß Lintjens Sparringspartner, obwohl er ein paar Jahre älter ist. Zu Bundesliga-Zeiten bekam Albertz wegen seines gefürchteten Schusses den Spitznamen "Hammer-Ali" verpasst.

Ob der Bolzplatz auch für Lintjens die Keimzelle seiner Schussstärke war, vermag der 30-Jahre alte Spieler des WSV heute nicht mit Sicherheit zu sagen. Er glaubt eher, dass das über viele Profijahre gewachsen ist. Das Siegtor von Oberhausen, als er aus mindestens 25 Metern Maß nahm und der Ball wie ein Strich im oberen linken Winkel (aus Sicht des Schützen) einschlug, scheint also kein Zufallsprodukt zu sein. Lintjens schwächt das ein bisschen ab. "Das ist Glück, man wünscht sich so etwas", kommentiert er seinen Treffer Marke "Tor des Monats". Heute soll das Filmmaterial übrigens der "Sportschau"-Redaktion zugehen.

Am Schussglück hat Lintjens aber auch jüngst ein bisschen gewerkelt. "Wir haben das im Training vor zwei Wochen geübt. Da habe ich auch mit dem Außenrist geschossen", erzählt Lintjens. In Oberhausen war es eine Mischung aus rechtem Vollspann und Außenrist, mit nur zwei Metern Anlauf. "Ich habe den Ball leicht abrutschen lassen. So, das er um die Mauer herumging. Ob er nun unten oder oben einschlägt, war mir egal. So ein Tor ist ein Traum. Dafür muss man dem lieben Gott danken."

Oder dem Trainer. Wolfgang Jerat hatte Lintjens im Abschlusstraining zum RWO-Spiel die Geschichte von Mario Basler erzählt. Der muss vor Jahren in Berlin mal grottenschlecht gespielt haben. Doch irgendwann schoss er aus 30 Metern den Ball in den Torwinkel. "Siehste", hat Jerat nach dem Spiel zu Lintjens gesagt. "Was habe ich dir gesagt."

Zu Siegener Zeiten sei ihm mal ein ähnliches Tor gegen Unterhaching gelungen und auch beim RBC Roosendaal schlug es schon so ein. Da trug Lintjens noch das Trikot von MVV Maastricht. "Meine Tore sind ein bisschen anders", meint Lintjens.

In Maastricht wäre er gerne geblieben, doch Achim Weber überzeugte den Techniker vor dieser Saison zu einem Wechsel zum WSV. Der Sportliche Leiter habe ihm ein "Topgefühl für den WSV" vermittelt. Dabei war eigentlich schon alles mit dem SC Paderborn klar. Trainer Holger Fach zählt Lintjens zu seinen Freunden. "Fachi hat’s am Telefon von Trainer Jerat erfahren, dass ich zum WSV gehe. Das hätte ich ihm gerne selber gesagt. Aber zwischen uns gibt’s deshalb keine Probleme", meint Lintjens.

Die hat er auch beim WSV bislang nicht. "Die Mannschaft ist überragend. Das ist die bisher beste Truppe, in der ich spiele. Ich fühle mich hier echt geborgen. Man kann sich Fehler erlauben, ohne dass dir gleich der Kopf abgerissen wird."

Ein bisschen lässig kommt Lintjens zuweilen im Spiel daher. "Man versucht eben vieles. Mit Lässigkeit hat das nichts zu tun. Wenn du zu viel über deine Fehler nachdenkst, werden die Beine schwer", sagt Lintjens. Trotz der englischen Woche sei noch Kraft für Fortuna da. "Am Samstag werden wir mit Sicherheit gewinnen." Vielleicht wieder mit einem etwas anderen Tor der Marke Lintjens.