Tagebuch aus Belek (4): Pepsi hilft Shoppen und Pröppi hängt am Haken
Wer am Tag zuvor beim Testspiel gegen Wolfsburg II über 90 Minuten gespielt hat — mit Assauer, Kastrati, Haas, Samulewicz, van den Bergh M'Bengue, El Hammouchi und Moosmayer waren das immerhin acht Mann, darf Fußballtennis spielen.
Als Spieleinsatz gibt es Schokolade. Der Vorschlag um zehn Euro zu spielen wird schnell verworfen, schließlich verdienen die meisten Spieler beim WSV sehr wenig und Prämien gibt es seit Monaten nicht mehr, weil die nur für Platz eins bis neun vereinbart sind.
Die Übrigen absolvieren eine geringfügig intensivere Einheit. Am Nachmittag ist nach den Anstrengungen der Woche frei. Leider schüttet es, von einem Ausflug ins nahe gelegenen Shopping-Center lassen sich aber die wenigsten Spieler abbringen. Taschen und Kleidung sind bei ihnen die beliebtesten Mitbringsel. Tom Moosmayer etwa besorgt eine Windeltasche, da seine Frau und er bald ihr erstes Kinde erwarten.
Irgendeine Kleinigkeit hat fast jeder im Plastikbeutel, als es pünktlich zum Abendessen gegen 18 Uhr zurück geht. Als unverzichtbarer Berater fungiert wieder einmal Fevzi Kocaer, genannt Pepsi, und normalerweise Platzwart an der Oberbergischen Straße. Trainer Michael Dämgen hatte dringend darum gebeten, dass Pepsi wieder mitfährt, zum fünften mal übrigens.
„Ich habe den Aufruf von Oberbürgermeister Jung wörtlich genommen, dass alle den WSV unterstützen sollen, und mir Urlaub genommen. Dass es so kurzfristig geklappt hat, verdanke ich meinem Chef beim Sport- und Bäderamt“, sagte der Türke, der für die Mannschaft in Belek alles regelt, und für Präsident Freidhelm Runge während dessen Aufenthalt quasi wie ein Adjudant sorgte.
Weit aufregender als im Shopping-Center verläuft der Tag für die WSV-Freunde und Sponsoren, die in Belek weilen. Für sie hat Manager Markus Bayertz eine Abenteuertour ins nahe Taurusgebirge organisiert. Am Drahtseil geht es - im Hosenträgergurt und mit Karabinerhaken gesichert - mehrmals über die bis zu 50 Meter tiefen Einschnitte des Küprülü Canyons. Auch Maskottchen Pröppi hängt am Haken, Fotos gibt es aber nur mit Maske, denn Pröppis „Herrchen“ will weiter anonym bleiben.
Ohne Pröppi-Kostüm, dafür aber im Neoprenanzug geht es dann im Schlauchboot zum Raften auf den Küprü Czy, den Brückenfluss. Der hat seinen Namen nach mehreren mittelalterlichen, zum Teil sogar bis in die Römerzeit zurückgehenden Brücken, die ihn überspannen. Zwei Boote mit jeweils sechs Mann paddeln nach Anweisung von Guide Mohammed und seines Kollegen 12 Kilometer den Fluss hinab. Rafting-Kategorie 2, für Profis harmlos, für uns reicht es locker um in den Stromschnellen nass zu werden. Das gilt besonders für Jörg Barth und Dirk Sachsenröder, die im „Gewinnerboot“ vorne sitzen. „Alle vorwärts, schnell“, treibt Mohammed vor jeder Stromschnelle an, so dass es mit Extra-Schmackes die Wellenkämme hochgeht. Ein Super-Erlebnis - wenn nur nicht die eiskalten Füße wären, denn das Flusswasser steht auch im Boot.
Kalte Füße sollte der WSV beim letzten Testspiel des Traingslagers am Samstag nicht bekommen. Für 15.30 Uhr Ortszeit ist die Partie gegen den 17. der Oberliga Nord, TSV Havelse angesetzt — wenn das Wetter es zulässt. Rafting Guide Mohammes meinte jedenfalkls „it smells leike more rain“- es riecht nach mehr Regen. Wenigstens dürfte dann die Akklimatisierung in Deutschland nicht so schwer fallen, wohin es am Sonntag zurückgeht. Der Rückflug ist für 4.15 terminiert.