Wuppertaler SV Fanbündnis stellt keine Kandidaten
Wuppertal · Wenn am kommenden Montag der neue Verwaltungsrat des Wuppertaler SV gewählt wird, dann werden Vertreter des gerade neu formierten Fanbündnisses auf der Kandidatenliste fehlen.
Am Freitag hat das Fanbündnis, das vor kurzer Zeit aus Vertretern mehrerer Fanclubs - unter anderem Aktive Gegengerade und Ultras gegründet wurde, angekündigt, nun doch keine Kandidaten für den Verwaltungsrat zu stellen. Im aktuellen Interimsgremium sitzen noch sechs Vertreter und eigentlich hatte das Bündnis angekündigt, auch für die Zukunft mit einer starken gemeinsamen Stimme auftreten zu wollen. Für den Abend wurde eine Erklärung angekündigt.
Unterdessen haben mit Heiner Düssel, Jörg Blaschke, Christian Vorbau und Carsten Sander weitere Personen ihre Kandidatur angekündigt und auch Ex-Vorstand Horst Willich will offenbar antreten.
Der aktuelle Vorstand besteht noch aus Alexander Eichner und Melanie Drees, ist also handlungsfähig.
Über eine Entlastung auch der inzwischen zurückgetretenen Vorstandsmitglieder - Lothar Stücker, Manuel Bölstler, Maria Nitzsche und Harald Lucas - wird am Montag befunden und zwar für den jeweiligen Zeitraum seit Frühjahr 2018, in dem sie im Amt waren. Damit stimmen die Mitglieder formell darüber ab, ob ein Vorstand von Bereicherungs- und Schadensersatzforderungen freigesprochen wird. Gerichtlich relevant ist eine Entlastung oder deren Verweigerung indes nicht. Nachgewiesene Verfehlungen können so oder so verfolgt werden.
Fanbündnis
Die Stellungnahmen der Mitglieder des Fanbündnisses, nicht für den Verwaltungsrat zu kandidieren (Quelle Rot-blau.com)
„wie schon vorab angekündigt, möchten wir Euch abschließend einige Beweggründe für die Rücknahme der Kandidaturen zur Verwaltungsratswahl darlegen. Durch unsere Schweigepflicht als z.T. aktuelle VWR Mitglieder, ist es uns leider nicht möglich, alles was uns dabei bewegt, zu erklären. Es ist uns wichtig zu betonen, dass diese Reaktion nicht bedeutet, dass unser Interesse am WSV oder unser Engagement kleiner geworden wäre. Ganz im Gegenteil!“
Stellungnahmen im Einzelnen:
„Liebe WSV-Fans,
hiermit nehme ich von meiner Kandidatur als Verwaltungsrat Abstand. Als ich mich am 28.2.19 in den vorübergehenden Verwaltungsrat hineinwählen ließ, war mein primäres Ziel, dass es den Verein zum 8.4.19 noch gibt und dieses Ziel scheinen wir gemeinsam erreicht zu haben (Stand 5.4.19). Für meinen Teil kann ich sagen, dass mir die Zeit zwar viel Freude gemacht hat und ich gewisse Erfahrungen sammeln durfte, allerdings auch einiges an Substanz kostete. In der aktuellen Lage, in welcher sich der Verein zur Zeit befindet, sehe ich mich jedoch nicht in der Lage den Verein kurzfristig im Verwaltungsrat weiterhelfen zu können. Des Weiteren war ich auf Grund der schwierigen Lage unseres Vereins, teilweise schon gezwungen Mitentscheidungen zu fällen, die lediglich dem Wohle des Vereins dienten und musste persönliche Befindlichkeiten hinten anstellen. Ein Vorgang der in den letzten Jahren scheinbar viel zu selten passiert war. Langfristig hätte ich mir es zwar durchaus zugetraut, mit meinen Aufgaben zu wachsen, jedoch kann mir der Verein diese Zeit momentan nicht geben. Dennoch werde ich den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken und die gewonnene Freizeit und Erfahrungen aus den 5 Wochen dafür nutzen, um mir fehlende Kompetenzen in Sachen wie z.B. Finanzen, oder Vereins- und Verbandsrecht anzueignen, um dann eventuell in zwei, vier oder auch sechs Jahren für den Verwaltungsrat zu kandidieren. Dahingehend auch mein dringlicher Appell an sämtliche Mitglieder unseres Wuppertaler Sportvereins, dass man sich ausführlich über die Vita der einzelnen VWR-Kandidaten erkundigen soll und am Montag nicht nur nach Sympathie wählt, sondern schaut, wer den Verein wirklich nach vorne bringen kann und eigene Meinungen vertritt und nicht nur aus persönlichen Interesse, oder als Sprachrohr für scheidende Sportdirektoren etc. dieses Amt bekleiden möchte. Außerdem möchte ich mich noch bei den sechs Leuten aus dem „alten“ VWR für ihr in mir gesetztes Vertrauen, bei Maria Nitzsche für ihre Standhaftigkeit (während andere Vorstandskollegen den Verein aus persönlicher Eitelkeit im Stich gelassen haben), bei Melanie Drees und Alexander Eichner für ihre Bereitschaft, den Vorstand wieder zu vervollständigen bis zur JHV, bei allen Fans die an die Idee „Fanbündnis“ geglaubt haben, oder bei Kritik den Dialog mit uns gesucht haben, bedanken. Mein letzter Dank geht noch an die weiteren Kandidaten des Fanbündnisses hinaus, auf welche ich mich immer blind verlassen konnte und das Verhältnis stets offen und ehrlich war – Danke! Mit rot-blauen Grüßen und auf eine hoffentlich weniger turbulente Zukunft.“
Roger Okos
„Hallo liebe WSVer,
auch ich ziehe meine Kandidatur für den Verwaltungsrat zurück. Für meine Entscheidung gibt es mehrere Gründe. Unter anderem wurde ich von Personen enttäuscht und hintergangen, was für mich eine Zusammenarbeit nicht möglich macht, da das Vertrauen nicht mehr da ist. Ich bitte um Verständnis, dass ich das nicht offen austragen werde. Ich hoffe, dass wir Mitglieder auf der kommenden JHV eine gute Entscheidung für den VWR treffen und nicht Personen wählen, die jetzt schon eng mit dem Vorstand arbeiten. Nur so können wir eventuelle Absprachen vermeiden. Nur ein starker Gegenpol hält da die Kontrolle aufrecht.“
Lutz Strack
„Mit dem Ziel, den Verein bis zur Jahreshauptversammlung handlungsfähig zu halten, bin ich als Teil des Fanbündnisses kommissarisch in die Tätigkeit des Verwaltungsrates eingetreten. Dies haben wir geschafft! In den letzten 5 Wochen sind dabei jedoch einige Dinge passiert, die es mir unmöglich machen, mich weiterhin in dieser Position für den Verein einzusetzen! Ich habe gezwungenermaßen mit Personen außerhalb der Fangruppierung zusammengearbeitet, deren Handlungsweisen und Charakterzüge mir zutiefst zuwider sind. Dieser Kontakt hat dafür gesorgt, dass ich nach über 30 Jahren Abstand zum Verein brauche… Was mich allerdings, neben all den Beleidigungen, Unterstellungen und Diffamierungen, die uns in den letzten Wochen aus dem Kreis der Vereinsverantwortlichen zuteil geworden sind, noch nachdenklicher macht, ist die Tatsache, dass ein Großteil der Mitglieder unseres Vereins diversen Personen augenscheinlich mehr Vertrauen schenkt, als denen, die diesen seit Jahrzehnten durch alle Höhen und Tiefen begleitet und ihn am Leben gehalten haben. Die anstehende Wahl des Verwaltungsrates wäre die einmalige Gelegenheit gewesen, den Verein von allem Selbstdarstellertum, aller Geld- und Machtgier sowie jeglicher egoistischer Attitüde zu befreien und ihn auf eine ehrliche, solide Art langsam und kontinuierlich gesunden zu lassen. Möglicherweise verkaufen wir anstelle dessen gerade das Einzige, was uns die ganzen Jahre gerettet hat: die Tradition des Wuppertaler SV und das Herzblut mit all seinem Engagement der Fans und Mitglieder… Danke an alle, die mit mir zusammen den Verein die letzten Jahrzehnte begleitet haben – nicht zuletzt dem Fanbündnis WSV!“
Daniel Hillen
„Ich ziehe meine Kandidatur zur Wahl des Verwaltungsrates des WSV zurück. Angesichts der Vielzahl von Menschen (nicht alle!), welche gerade mit ihren Eigeninteressen, WSV-Altlasten und mit z.T. offensichtlichen Rachegelüsten, eine Wahl zum Verwaltungsrat anstreben, habe ich in keinster Weise die Hoffnung, dass dieser Traditionsverein in der Zukunft mit einem gemeinsamen Ziel und mit einem gemeinsamen Engagement im Sinne der Mitglieder geführt werden wird. Ich möchte zudem nicht Teil dessen sein, was den WSV erwartet, wenn die z. T. schon jetzt im Verein handelnden Personen ihre Art des menschlichen Miteinanders und der Umsetzung von Plänen so weiter ausleben, wie ich es in den letzten Wochen erleben konnte. Von Transparenz leider ganz zu schweigen. Unser erklärtes Ziel: ein Verein, der sympathisch, solide und ehrlich ist, rückt in meinen Augen gerade in eine unerreichbare Ferne. Ich wünsche den nach dem 08.04.2019 handelnden Personen, die Weitsicht ausschließlich zum Wohle des Vereins zu agieren und bedanke mich bei allen Mitgliedern des Fanbündnis WSV für die kreativen, konstruktiven und vertrauensvollen Stunden und bei allen Menschen, welche sich mit uns und unserer Idee auseinander gesetzt haben und uns immer wieder unterstützten.“
Sebastian Böttner
Sven Lesser, Dennis Jung und Mark Poschitzki haben keine persönlichen Stellungnahmen abgegeben.