Fußball WSV: Finanzpolster reicht nur bis März

Wuppertal · Der Verwaltungsrat Thomas Lenz konkretisiert die Informationen zu den nötigen Einsparungen beim Wuppertaler SV. Wenn alles so weiter läuft wie bisher, wäre der Verein schon bald zahlungsunfähig.

Verwaltungsrat Thomas Lenz äußert sich zur Lage des Vereins.

Foto: Fischer, Andreas (f22) H503840

260 000 Euro muss der WSV innerhalb kurzer Zeit durch Einsparungen und zusätzliche Einnahmen aufbringen, weil sonst eine Insolvenz drohe - diese Veröffentlichung des Vorstands vom Dienstagabend hat unter den Fans ein sehr geteiltes Echo hervorgerufen. Fast 100 haben sich inzwischen sich im Internet auf der Fanseite rot-blau.com einer Liste angeschlossen, in der ein Fragenkatalog an den Verein aufgestellt und die Einberufung einer außerordentlich Mitgliederversammlung gefordert wird.

Der WSV will laufend über das Ergebnis angelaufener Aktionen wie den Verkauf einer Mitgliedschaft auf Lebenszeit oder einer Zehn-Jahres-Dauerkarte informieren, um positiven Nachrichten herauszugeben. Da soll über Nacht schon einiges zusammengekommen sein. Viele Mitglieder sehen derartige Aktionen allerdings nicht nur positiv, sondern schon als Vorgriff auf die Kasse in den kommenden Spielzeiten. Die Kernfragen bleiben, an wen und bis zu welchem Zeitpunkt müssen die 260 000 Euro gezahlt werden, und was passiert sonst?

Während der Vorstand auf die gemeinsame Pressemitteilung verweist, äußerte sich der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Lenz auf Anfrage unserer Zeitung. „Es ist nicht so, dass die 260 000 Euro binnen weniger Tage auf dem Tisch liegen müssen. Es geht dabei um die Zukunftsprognose. Da ist das Insolvenzrecht streng und setzt Fristen.“ Aktuell habe der Verein - anders als etwa die SG Wattenscheid, wo Spielergehälter nicht gezahlt wurden, noch Geld in der Kasse, um laufende Rechnungen zu begleichen, und im Januar käme planmäßig durch zweite Tranchen von Sponsoren auch noch Geld herein. Doch wenn alles so weiter liefe, wäre im März oder April eine Zahlungsunfähigkeit absehbar. Die 100 000 Euro an Einsparungen etwa beim Spieleretat müssten durch Auflösungsverträge nachgewiesen werden. Beim Rest zur Summe von 260 000 Euro gehe es vor allem um Zusatzeinnahmen. Und natürlich würden die nötigen Einsparungen auch die Planungen der neuen Saison stark beeinflussen.

Dass die Planung des WSV für die laufende Saison nicht funktionieren könne, darüber wisse der Verwaltungsrat bereits seit September/Oktober. „Wir waren über die Finanzlage noch nie so gut informiert wie aktuell, haben auch die kompletten Unterlagen des Gutachters erhalten, der die Finanzlage des Vereins untersuchen sollte“, so Lenz. Dass im Winter gegengesteuert werden müsste, sei bereits klar gewesen und man habe ja auch schon einigen Spielern mitgeteilt, dass man sich von ihnen trennen würde. Lenz: „Aber offenbar fühlen sich hier alle so wohl, dass bisher nichts passiert war. Da mussten wir den Druck erhöhen“, begründet er die kurzfristige Einberufung von Spielern und Mitarbeitern am Montag. Die Situation habe sich im Dezember insofern noch verschärft, dass etwa das Essen-Spiel, bevor der Termin festlegt war mit 7000 Zuschauern kalkuliert, dann tatsächlich nur bei 4400 lag und man trotz toller Leistung gegen RWE beim letzten Heimspiel gegen Verl bei nur 1260 Zuschauern sogar noch Geld habe drauflegen müssen.

Die vom WSV bekanntgegebene Lücke gegenüber der Kalkulation (450 000 Euro Zuschauereinnahmen, jetzt reduziert auf 252 000) kann das freilich nicht allein erklären.

Wie der Verein in fünf Jahren einen Schuldenstand aufhäufen konnte, der schon vor der Saison einen mittleren sechsstelligen Bereich erreicht hatte und die Banken das mitmachten, erklärt sich neben der Haftung der Vorstandsmitglieder Lothar Stücker und Manuel Bölstler offenbar auch durch Bürgschaften verschiedener Personen. Namen will Lenz nicht nennen. „Aber es ist doch klar, dass diese Personen alle kein Interesse haben, dass der WSV erneut in eine Insolvenz geht.“

Ihm mache Hoffnung, dass alle fest zusammenstünden. Auch etwa Manuel Bölstler, über dessen Weggang verschiedentlich spekuliert wird. Ein Marcus Uhlig etwa, zwischendurch mal WSV-Berater, ist jetzt Vorstand bei Rot-Weiss Essen.

Schuldzuweisungen an den Vorstand für die jetzige Situation enthält sich Lenz, auch wenn die dort handelnden Personen weitgehende Befugnisse und der Verwaltungsrat nur begrenzte Einflussmöglichkeit habe. Man müsse aber auch sehen, dass Lothar Stücker und Manuel Bölstler selbst viel Geld in den Verein hineingesteckt hätten. Grundsätzlich stehe jetzt natürlich alles auf dem Prüfstand.

Gefragt sein ein für die Zukunft tragfähiges Konzept. Lenz: An den generellen Zielen Jugendleistungszentrum, Buhtz-Stiftung, Stadion, 3. Liga wollen wir festhalten.“