Eventuell am Mittwoch fällt die Entscheidung über den Austragungsort des Niederrheinpokalfinales gegen den KFC Uerdingen. Warum wäre es für den WSV so wichtig, dass es in Wuppertal stattfindet?
Wuppertaler SV WSV-Vorstand Eichner: „Wir hangeln uns einfach weiter“
Wuppertal · WSV-Vorstand Alexander Eichner spricht sich im WZ-Interview gegen einen Neuanfang in der Oberliga aus und beschreibt die aktuelle Situation des WSV als eine finanzielle Gratwanderung.
Das Gespräch führte Günter Hiege
Alexander Eichner: Erst einmal muss der Verband das entscheiden, es kann ja sein, dass er andere Präferenzen hat, die auch begründbar sind. Wir gehen davon aus, dass wir hier zwischen 1000 bis 2000 Zuschauer mehr ins Stadion bekommen könnten, insofern eine wichtige Einnahme hätten. Abgesehen davon, dass es eine Werbung für Wuppertal ist, es wird ja im Rahmen des Spieltages im Fernsehen übertragen.
Vor einer Woche haben Sie bei der Jahreshauptversammlung dargestellt, dass der WSV noch viele Klippen auf dem Weg zur Rettung vor sich hat. Sind Sie in dieser Woche weitergekommen?
Eichner: Jein. Ich führe natürlich die ganze Zeit Gespräche, um mögliche Szenarien zu diskutieren, habe auch mit interessierten Partnern schon Stadionbesichtigungen durchgeführt. Aber wir können ja erst mit Abstimmung der Mitgliederversammlung am 28. Mai richtig loslegen, wenn wir wissen, in welchen Szenerien man arbeiten kann.
Ist denn der Erhalt des WSV bis dahin gesichert?
Eichner: Das ist eine ziemliche Gratwanderung im Moment. Wir hangeln uns da einfach weiter. Wir müssen genauso kämpfen, wie die erste Mannschaft. Es sind aber jetzt schon erschwerte Bedingungen, weil wir weitere Sponsorenabgänge haben. So kann ich sagen, dass das mögliche Budget, das ich auf der Mitgliederversammlung mit 450 000 Euro angegeben hatte, davon 100 000 für die Verwaltung und 350 000 für die erste Mannschaft, nach aktuellem Status 50 000 Euro niedriger ausfallen würde. Es ist natürlich unglücklich, dass uns jetzt Sponsoren dafür abstrafen, was in der Vergangenheit passiert ist. Allein für diesen Monat sind noch 40 000 Euro an Rechnungen des WSV an Sponsoren offen. Und gerade kommt eine Statusmeldung rein, nach der der Verein klinisch tot wäre. Wir müssen versuchen, das bis morgen zu klären.
Ist der neue Verwaltungsrat aus Ihrer Sicht gut aufgestellt, um seinen Aufgaben nachzukommen?
Eichner: Da kann ich jetzt noch nicht sagen, weil ich heute (Dienstag) die erste Sitzung habe. Aber es sind Einzelne, die sich schon massiv reinhängen, beispielsweise Mike Klamke, Christian Vorbau und Horst Willich, die sich sehr konstruktiv und progressiv einbringen, sich etwa im Marketingkreis engagieren oder bei den Finanzierungsthemen. Da bin ich froh, dass wir die Leute haben. Im Verwaltungsrat wird sicher darüber gesprochen werden, wer noch irgendwelche konstruktiven Aufgaben übernehmen kann. Wir müssen jetzt alle zusammenhalten.
Verwaltungsratsmitglieder, die ihre Kompetenz im sportlichen Bereich haben, sind nicht zu erkennen. Ist das aufzufangen?
Eichner: Das ist meines Erachtens in dieser Phase nicht notwendig. Da könnte auch der größte Experte im Moment nichts machen. Wir brauchen jetzt Leute, die in der Lage sind, mit Sponsoren zu sprechen.
Die Mitglieder sollen noch über die Strategie des WSV mitbestimmen. Wie könnte denn ein WSV-Weg aussehen, den sie bei der Jahreshauptversammlung neben einer erneuten Insolvenz und dem Schmalspuretat als dritte Möglichkeit beschrieben haben?
Eichner: Das WSV-Modell würde heißen, dass man alle die Elemente, die man bei anderen Vereinen als negativ identifiziert hat, ausklammert.
Beispielsweise?
Eichner: Dass die Werte des Vereins im Verein bleiben und nicht für einen Minipreis abgekauft werden können, dass es eine Unvereinbarkeit von Personen und Positionen gibt, nicht wie in Hannover, wo der Hauptfinanzier auch auf der Entscheidungsebene agiert. Der Hauptpunkt ist, dass wir über Zeitverträge mit einem Kooperationspartner sprechen wollen. Beispielsweise über drei Jahre mit Bedingungen, unter denen das verlängert werden könnte. Man muss auch darüber reden, wie bekommt man Anteile an uns zurück. Aber das sind alles Spekulationen. Man muss sich mal unsere Verhandlungsposition angucken. Wir haben ja keinerlei Sicherheiten. Wir haben Mitgliedsbeiträge, haben Kredite mit Bürgschaften und müssen aufpassen, dass wir nicht als wilde Hummel identifiziert werden.
Ist es möglich, dass ein Großinvestor einsteigt?
Eichner: Grundsätzlich ist immer alles möglich, aber es zeichnet sich da nichts ab. Wir reden über Modelle, die wesentlich kleinteiliger sind, die tatsächlich auf Partnerschaften herauslaufen, über Finanzierung von Saison zu Saison, Finanzpuffer, die bereitgestellt werden. Das Problem: Wir müssen momentan an der Oberfläche bleiben. Wir könnten die Finanzierung beispielsweise leichter bewerkstelligen, wenn wir diejenigen wären, die das Stadionprojekt betreiben. Die drei Elemente in so einer Finanzierung sind die Jugendarbeit, die Tradition und das Stadion. Uns fehlt das Stadion. Deshalb ist es so, dass, wenn das Stadionprojekt von Herrn Küpper in der Politik abgelehnt würde, wir mit einem eigenen Konzept kämen. Wir haben in unserem Netzwerk bekannte Architekten, haben einen Vorschlag zum Thema nachhaltige Parkraumbewirtschaftung und würden das Stadion in einem Stufenkonzept entwickeln. Unter dem Strich würden die Finanzierungsgespräche deutlich an Fahrt aufnehmen. Mit einem solchen Ansatz könnten wir den Verein gleich mitentschulden und wären dann auch der Betreiber des Stadions.
Haben Sie darüber auch schon mit Thilo Küpper gesprochen?
Eichner: Ehrlich gesagt weniger, mehr über die Buhtz-Stiftung. Natürlich ist es sein Stadion-Projekt. Das alles gilt nur für den Fall, dass es abgelehnt würde. Wir könnten auch bei einer Finanzierung helfen, gegen Zahlung einer Provision an den Verein.
Und wie ist der Sachstand bei der Horst-Buhtz-Stiftung?
Eichner: Wir arbeiten an einer Lösung. Das Problem ist nicht, dass sie noch nicht gegründet ist. Das Problem ist ein steuerliches, da wir die kitzlige Situation haben, dass der Verein keine Spenden mehr annehmen darf und deshalb die Frage ist, wie man die Gelder von der Horst-Buhtz-Stiftung zum Verein herüberbringen kann.
Wäre es auch ohne die Horst-Buhtz-Stiftung möglich, die Jugendarbeit aufrecht zu erhalten, mit bald möglicherweise zwei Bundesligateams?
Eichner: Wir sind auch deshalb über eine neue Finanzierung der Stiftung im Gespräch, aktuell auch mit einem Fachanwalt zum Thema Stiftungs- und Steuerrecht, um Lösungen zu bekommen.
Sie gehen mit ihrer Firma Transition-Manager ja in die Führung von Unternehmen, die umstrukturiert werden. Wie war dort die Resonanz, dass sie sich auf das Abenteuer WSV eingelassen haben?
Eichner: Erst einmal bin ich ja gefragt worden, ob ich helfen könne. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, das Thema WSV endlich in ruhiges Fahrwasser zu bekommen.
Apropos Herzensangelegenheit. Spielt Friedhelm Runge als möglicher Unterstützer da eine Rolle?
Eichner: Wir sprechen immer mal wieder miteinander. Wir müssen aber auch erst einmal definieren können, in welcher Form man dem WSV helfen kann. Spenden sind ja momentan ausgeschlossen.
Für die laufende Saison hatte sie noch offene Posten für den Juni prognostiziert. Hat sich da etwas getan? Vielleicht durch das Erreichen des Pokalendspiels?
Eichner: Nein, und zwar deshalb nicht, weil die Einnahmen, die wir für das Pokalfinale anvisieren, möglichst nicht in die Juni-Challenge fließen sollen. Wir brauchen sie auch, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.
Inwieweit beeinträchtigt die Tatsache Ihre Arbeit, dass die Steuerfahndung ermittelt.
Eichner: Gar nicht. Die arbeiten vor sich hin.
Gibt es Fortschritte beim Thema Erhalt der Gemeinnützigkeit?
Eichner: Auch daran arbeiten wir. Wenn die Gemeinnützigkeit verloren ginge, haften die Mitglieder, wenn es keine adäquate Lösung gibt.
Wäre ein Neuanfang in der Oberliga denkbar?
Eichner: Nein. Allein der Kapitaldienst wäre da gar nicht zu leisten.
Sind sie schon auf Trainersuche für die neue Saison, da Pascal Bieler ja zunächst nur als Interimstrainer bezeichnet wurde?
Eichner: Im Moment können wir im sportlichen Bereich wenig tun. Alles hängt davon ab, welche finanziellen Rahmenbedingungen wir schaffen können.