Fußball-Regionalliga WSV: Eichner kündigt Rücktritt an

Wuppertal · Der Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV braucht einen neuen Vorstand. Der aktuelle will sein Amt zur Verfügung stellen und gibt dafür private Gründe an.

Alexander Eichner im März 2019 mit Melanie Drees, als er zunächst kommissarisch den WSV-Vorsitz übernahm. Nun will er zurücktreten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

In den Wuppertaler Sportverein kommt wieder Bewegung. Nach monatelangen Querelen und Zwist mit dem Verwaltungsrat, nach zahllosen Rettungsaktionen und in permanenter Geldnot braucht der Fußball-Regionalligist in absehbarer Zeit einen neuen Vorstand. Alexander Eichner hat gegenüber der Westdeutschen Zeitung am Freitag seinen Rücktritt angekündigt. Wann genau er ihn vollzieht, ist offen. Aber allzu lange bleibt er nicht mehr an Bord. Seine Wuppertaler Wohnung hat der Vorstand aufgegeben. Er gibt dafür private Gründe an, unter anderem seinen Umzug nach London.

Der Unternehmensberater stand seit fast einem Jahr zum zweiten Mal an der Spitze des WSV. Im Jahr 2013 führte er den Traditionsverein in eine geordnete Insolvenz, an deren Ende der Wiederaufstieg in die Regionalliga stand.

Dennoch wurde Eichner danach von einem seiner einstigen Mitstreiter aus dem Amt gedrängt. Doch auch der Steuerberater Lothar Stücker ist längst schon wieder Geschichte.

Gegenwart sind der Abstiegskampf in der 4. Liga und ein Schuldenberg von 1,4 Millionen Euro. „Den haben wir geerbt“, sagt Eichner im Gespräch mit der WZ. In dieser Saison bewege sich der Verein im geplanten Etat. Die Kosten seien um 500 000 Euro gesenkt worden.

Deshalb sieht der Unternehmensberater nun auch den Zeitpunkt gekommen, das Heft des Handelns anderen zu überlassen. „Wir haben die Schienen gelegt, auf denen sich der Wuppertaler SV in Zukunft bewegen kann“, sagt er. „Wir“ - das sind in diesem Fall Eichner selbst und die Steuerberaterin Melanie Drees, die im Vorstand die Finanzen verwaltet.

Für Eichner besteht die Zukunft des WSV darin, Kompetenzfelder zu entwickeln, auf denen sich Fachleute um begrenzte Aktivitäten kümmern. Zum einen sieht er hier das Immoblilien-Geschäft, für den Fall, dass es gelingen sollte, mit einem Investor ein noch zu bauendes Parkhaus am Böttinger Weg zu betreiben. Zum anderen sind da Catering und Kartenverkauf. Im Zentrum aber steht die Ausgründung der 1. Mannschaft in eine Lizenzspieler-Gesellschaft. „Wir haben das vorbereitet, das kann umgesetzt werden“, sagt der scheidende Vorstandssprecher.

Dass es umgesetzt wird, steht indes noch in den Sternen. Seit Jahren fällt der Wuppertaler SV mehr durch Skandale und Skandälchen auf, bewegt sich zumindest scheinbar immer hart am Rande der Legalität und gibt Anlass zu Streit und Missgunst.

Aber auch hier sieht Eichner einen Silberstreif am Horizont. Aus vielen Gesprächen mit dem Insolvenzanwalt und WSV-Kenner Stephan Ries könnte eine Konstruktion erwachsen, die dem WSV eine Zukunft gibt. Die Rede ist von einem Freundeskreis, der sich mit einem festen Betrag an der Jugendarbeit des Klubs beteiligt. Denn die ist nicht nur sehr gut beleumundet, sondern auch erfolgreich. Dass sich die A- und die B-Jugend des WSV in der jeweiligen Bundesliga mit dem Nachwuchs von Vereinen wie dem 1. FC Köln, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach messen können, ist alles andere als selbstverständlich.

Ries ist denn auch durchaus optimistisch. „Eine Voraussetzung dafür sei aber auch, dass der Verein und seine Repräsentanten sich so verhalten, dass neues Vertrauen in den WSV entsteht“, sagt der Anwalt und übt Kritik am Verhalten mancher Mitglieder des Verwaltungsrates. Der sei in der Vergangenheit oft eher kontraproduktiv gewesen und habe dem Ziel im Wege gestanden, den Wuppertaler SV in der Stadt zu vernetzen.

Das ist misslich. Denn: „Um einen Freundeskreis und ein damit verbundenes verlässliches Sponsoring entwickeln zu können, braucht es ein sehr gutes Netzwerk. „Das habe ich in Wuppertal leider nicht“, sagt Eichner und begründet auch damit seinen bevorstehenden Rückzug. Es sei immer sein Ziel gewesen, „diesen großen Fußballverein in die Stadtgesellschaft einzubinden“. Gelungen ist ihm das nicht.

„Aber wir haben es geschafft, im vergangenen Jahr die Insolvenz zu vermeiden“, sagt der Noch-Vorstandssprecher. Dazu hätten Drees und er in der Rückrunde seit März vergangenen Jahres eine Lücke nach der anderen geschlossen, in seinem Fall auch unter Einsatz privater Geldmittel. „Eine Insolvenz wäre tödlich gewesen für den Wuppertaler SV. Er hätte sich nie mehr erholt. Davon bin ich überzeugt.“

Aus seiner Sicht muss der Wuppertaler SV den Weg weitergehen, den Melanie Drees und er eingeschlagen haben. Dazu könne ein Freundeskreis sicher starken Rückenwind geben.

(ll)