WZ-Interview mit Simon Rolfes: Angriff aus der zweiten Reihe

Nationalspieler Simon Rolfes drängt in die Startaufstellung. Das Buch von Phillip Lahm will er nicht lesen.

Düsseldorf. Nationalspieler Simon Rolfes spricht über Österreich, das Verhältnis zu den Medien und Lahms Buch.

Herr Rolfes, was machen Ihre Buchpläne?

Simon Rolfes (lacht): Ich plane kein Buch über mich. Ich glaube nicht, dass die Menschen darauf brennen, eine Autobiografie von Simon Rolfes zu lesen.

Der Bundestrainer ist nicht amüsiert über das Buch von Philipp Lahm. Werden Sie es lesen?

Rolfes: Ich glaube, eher nicht.

Ist das überhaupt ein Thema in der Nationalmannschaft, dieser Hype um ein Buch des Kapitäns?

Rolfes: Weil es ein Hype ist, nehmen wir das natürlich zur Kenntnis, aber beschäftigt hat uns das nicht wirklich. Ich glaube, das ist abgehakt. Wir haben uns auf andere Dinge zu konzentrieren. Was nichts daran ändert, dass ich ausgesprochen gerne Bücher lese.

Was treibt Nationalspieler zu Buch-Veröffentlichungen?

Rolfes: Das weiß ich nicht. Das muss auch jeder selbst entscheiden, jeder muss wissen, wieweit er sich, seine Gedanken und Überzeugungen, und sein Privatleben der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen will. Mich treibt da nichts an, für mich gibt es da Grenzen. Das passt nicht zu meiner Einstellung. Deshalb beschäftigt mich das auch nicht. Nochmals: Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Hat Philipp Lahm Grenzen überschritten?

Rolfes: Das weiß ich nicht, denn ich habe das Buch nicht gelesen

Sie sind seit vier Jahren Kapitän bei Bayer Leverkusen, stehen bei einem Champions League Klub unangefochten in der ersten Reihe. Ist es schwierig, in der Nationalmannschaft in der zweiten zu stehen?

Rolfes: Ich weiß nicht, ob ich in der Nationalmannschaft in der zweiten Reihe stehe. Jeder rechnet sich Chancen aus, mich motiviert das sehr. Das ist der Normalfall in der Nationalmannschaft. Wir haben sehr viele gute Spieler, auch sehr viele gute Mittelfeldspieler. Du musst auf deine Chance warten, und sie dann nutzen.

Es hat schon Kollegen von Ihnen gegeben, die haben die Nationalmannschaft als Oase bezeichnet. Geht Ihnen das auch so?

Rolfes: Nein, für mich ist die Nationalmannschaft keine Oase. Ich bin Nationalspieler und habe Ziele.

Nehmen Sie die Probleme von Bayer Leverkusen mit zur Nationalmannschaft oder können Sie sich davon lösen.

Rolfes: Welche Probleme? Ich mache mir immer Gedanken über meinen Klub, auch bei der Nationalmannschaft.

Denken Sie da mehr an Probleme oder an Fußball?

Rolfes: Das kann ja durchaus zusammenhängen. Wir sind ein wenig holprig in die Saison gestartet, aber wer unser Spiel gegen den Deutschen Meister Dortmund gesehen hat, wird gemerkt haben, dass wir uns in kurzer Zeit sehr gut entwickelt haben, das war ein wirklich großartiges Spiel, das Mut macht. Und zeigt, dass es stimmt bei Bayer.

Stört es Sie nicht, dass im Profigeschäft trotzdem mehr über das Buch von Philipp Lahm und in Leverkusen über Michael Ballack diskutiert wird als über Fußball?

Rolfes: Das ist nun einmal die Situation des Fußballs. Immer mehr Medien wollen immer mehr erfahren, das ist für alle nicht immer einfach.

Jetzt sollen es die Medien wieder Schuld sein?

Rolfes: Das sage ich nicht. Das sind ja Wechselbeziehungen zwischen den Medien und dem Fußball. Das ist ein Spannungsfeld. Das müssen alle Beteiligten auch wissen.

Wie schätzen Sie Österreich ein?

Rolfes: Österreich ist eine technisch starke Mannschaft, Spiele gegen Österreich sind besonders. Das hat jeder im Hinspiel gesehen. Aber wir sind eine starke Nationalmannschaft, wir wollen uns möglichst schnell für die Europameisterschaft qualifizieren. Und wir hoffen, diesen Schritt in Gelsenkirchen tun zu können.

Und in der Saison mit Bayer Leverkusen Meister werden?

Rolfes: Das werden wir sehen. Wir entwickeln uns. Ich bin mit dieser Entwicklung unserer Mannschaft sehr zufrieden. Es funktioniert.

Sind Sie bereit für die Champions League?

Rolfes: Ja, absolut.