Zieler: Rüffel vor Nationalmannschafts-Debüt
Hannover (dpa) - Einen schlechteren Zeitpunkt hätte es wohl kaum geben können. Ausgerechnet kurz vor dem ersten Einsatz in der Nationalelf gab es für Ron-Robert Zieler einen ungewohnten Rüffel vom Trainer.
In aller Öffentlichkeit kritisierte Mirko Slomka seinen jungen Keeper, der im Testspiel in Kiew gegen die Ukraine für Deutschland debütieren soll. Als „unentschlossen“ und „unsicher“ bezeichnete Slomka die Leistung des talentierten Tormannes und gab Zieler eine Teilschuld am 2:2 gegen Schalke 04: „Ich bin froh, dass er sich am Ende zusammengerissen hat.“
Die Generalprobe des 22-Jährigen vor dem ersten Länderspiel ging eher daneben. Doch Bundestrainer Joachim Löw hat sich festgelegt: „Zieler wird auf jeden Fall sein Debüt feiern.“ Der Coach der Nationalmannschaft kündigte für die Partie bei einem der beiden EM-Gastgeber an: „Er wird zumindest eine Halbzeit spielen.“ Details will Löw noch mit seinem Torwarttrainer Andreas Köpke besprechen.
Werders Tim Wiese darf sich auch noch Hoffnungen auf weitere 45 Minuten im Nationaldress machen. Möglicherweise muss er in Kiew aber die Bank drücken und Zieler darf sogar 90 Minuten spielen. Auf jeden Fall ist der 22 Jahre alte Profi aus Hannover im Kampf um das dritte Torhüter-Ticket in Löws EM-Kader gut im Rennen.
Slomka hat indes mit Zieler noch einiges zu bereden. „Die Szenen, die ich heute gesehen habe, werde ich mir zusammenschneiden und mit Ron besprechen“, kündigte Slomka im Pay-TV-Sender Sky an. Der Coach sagte zudem deutlich, dass Zieler „es besser kann und vor allem beim nächsten Mal besser machen muss“.
Der junge Keeper zeigte sich - zumindest was den ersten Treffer des Schalker Doppel-Torschützen Teemu Pukki angeht - einsichtig. „Es ist ärgerlich, dass ich mich dafür entscheide rauszulaufen. Ich komme dabei einen Schritt zu spät“, sagte Zieler.
Aus Slomkas Sicht hatte Zieler auch beim zweiten Pukki-Treffer gepatzt: „Ich denke, dass das auch eine Situation ist, in der Ron sich einfach besser positionieren muss. Er steht da quasi neben dem Tor.“ Zieler sah die Situation nicht so eindeutig: „Da kann man sich drüber streiten, ob ich da falsch stehe.“
Slomka, der den Nachwuchsmann im Januar zu Hannovers Nummer eins gemacht hat, sah aber auch über die Gegentore hinaus Zielers Spiel kritisch: „Er war insgesamt unsicher bei vielen Aktionen - kommt er raus oder nicht? Deswegen bin ich auch unzufrieden, weil ich glaube, dass der Ron an einem guten Tag diesen Ball locker hält.“ Immerhin attestierte der Coach später noch, dass Zieler seinem Team in der Schlussphase mit zwei prächtigen Paraden den Punkt noch gerettet habe.
Zieler erlebt derzeit eine Art Achterbahnfahrt. Bereits beim Europa-League-Hinspiel gegen Kopenhagen hatte er unglücklich ausgesehen und anschließend gegen Bayern München grandios gehalten. Und in der vergangenen Woche schrie Slomka den jungen Mann im Training an: „Ws machst du da? Bist du im Sekundenschlaf?“
Der talentierte Tormann versucht das Auf und Ab, das sich auch im Schalke-Spiel widerspiegelte, gelassen zu nehmen. „Es ist als Torwart immer so“, sagte Zieler: „Man kann Spiele für eine Mannschaft gewinnen oder verlieren.“