Neuzugang aus Bochum Gladbachs Kevin Stöger: „Ich kann Verantwortung übernehmen"

Rottach-Egern · Der Zugang soll bei Borussia Mönchengladbach nicht nur für Treffer sorgen, sondern ein großes Problem der vergangenen Saison lösen.

Foto: Thomas Schulz

Ausgerechnet Kevin Stöger. Von 2018 bis 2020 trug der offensive Mittelfeldspieler das Trikot von Fortuna Düsseldorf, am 27. Mai dieses Jahres nun ließ er den Traum der Rheinländer von der Rückkehr in die Bundesliga platzen. Dabei hatte Stögers VfL Bochum das Relegations-Hinspiel im eigenen Stadion an der Castroper Straße mit 0:3 verloren, gewann im Rückspiel in Düsseldorf dann aber nach Verlängerung sensationell mit 3:0 und triumphierte im anschließenden Elfmeter-Drama. Stöger war Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Revier-Elf - die ersten beiden Tore bereitete er vor, das dritte erzielte er höchstselbst und auch im Elfmeterschießen behielt er die Nerven. „Dieser Abend ist nicht in Worte zu fassen. Nach dem Hinspiel hatten uns alle in die zweite Liga abgeschrieben, selbst in der Mannschaft hat nicht mehr jeder an den Klassenerhalt geglaubt. Und dann fackeln wir so ein Ding ab. An dieses Spiel werde ich mich ewig erinnern", sagte Stöger im Trainingslager von Borussia Mönchengladbach zur WZ.

Die Geschichte ist umso bemerkenswerter, als dass zum Zeitpunkt der für den VfL Bochum eminent wichtigen Partien bereits klar war, dass Stöger den Verein verlassen würde. Den Österreicher hielt dies allerdings nicht davon ab, bis zur letzten Minute alles für den VfL zu geben. Trotz Krämpfen wollte er nichts von einer Auswechslung wissen, er biss einfach auf die Zähne. Neben seinen sportlichen Qualitäten ist es genau diese Eigenschaft, die ihn für Borussia Mönchengladbach so interessant gemacht hat. Stöger ist ein Mentalitätsspieler, einer mit Führungsstärke. Exakt bei dieser Art von Profi herrschte bei den "Fohlen" in der vergangenen Saison im Kader ein Vakuum.

2023/24 war Stöger an 45 Prozent der Bochumer Treffer beteiligt

In 35 der 37 Bochumer Pflichtspiele der Saison 2023/24 kam Stöger zum Einsatz, mit acht Treffern sowie 13 Vorlagen war er an 21 der 47 Tore des VfL direkt beteiligt - das sind satte 45 Prozent. Für Stöger war früh klar, dass er mit diesen Zahlen nach zwei Jahren an der Castroper Straße noch einmal etwas Neues ausprobieren will. „Ich habe meistens Zwei-Jahres-Verträge gehabt und diese mit einer Ausnahme immer erfüllt. In Bochum zu bleiben, wäre sicher einfacher gewesen. Aber ich will und kann mich verändern. Ich suche Herausforderungen", erklärte Stöger bei einer Gesprächsrunde im Garten des Hotels am Tegernsee, in dem der Gladbacher Troß gerade logiert.

Selbstverständlich stand der 30-Jährige als ablösefreier Akteur nicht nur in Mönchengladbach auf dem Zettel. Unter anderen hatte Union Berlin starkes Interesse an seiner Verpflichtung. „Ich habe mir bewusst etwas Zeit gelassen und mit jedem an mich herangetretenen Club gesprochen. Meine Frau und ich haben uns das eine oder andere angeschaut, weil in meinem Alter der nächste Schritt der richtige sein muss. Die Entscheidung für Borussia fühlt sich richtig an", meinte Stöger und ergänzte: „Es gibt sehr viel Qualität im Kader und selbst hier im Trainingslager merkt man schon allein wegen der vielen mitgereisten Fans die ganze Wucht dieses Vereins.“

„Kein Gegner darf gerne in den Borussia-Park kommen"

Bis 2027 hat Stöger unterschrieben und sollte er in seinem letzten dieser drei Vertragsjahre 2026/27 mindestens die Hälfte der Saison-Spiele absolvieren, dann verlängert sich sein Kontrakt automatisch bis 2028. An Treffern und Tor-Vorlagen setzt er sich keine Vorgabe, er möchte allerdings nicht erneut gegen den Abstieg spielen. „Wie genau unsere Zielsetzung dann lautet, sollten wir erst formulieren, wenn der Kader endgültig steht. Wir sollten jedoch wieder erreichen, dass kein Gegner gerne in den Borussia-Park kommt."

Mit Bochum hat der Oberösterreicher aus Steyr die Heimspiel-Atmosphäre stets genossen, in Mönchengladbach war diesbezüglich in der vergangenen Saison ob der dürftigen Darbietungen auf dem Rasen auch auf den Rängen oft Schmalhans Küchenmeister. „Wir müssen uns auf die Fans verlassen können. Aber wir müssen die Fans auch vom Platz aus mitnehmen", sagte Stöger. In dieser Hinsicht nimmt er die ihm zugedachte Rolle als Führungsspieler voll und ganz an. „Ich kann sowohl auf dem Feld als auch in der Kabine Verantwortung übernehmen." Wer das für eine leere Phrase hält, der sollte mal bei Fortuna Düsseldorf nachfragen.