Goldener Oktober: Ovtcharov ist EM-Favorit im Einzel
Schwechat (dpa) - Der erkrankte Titelverteidiger Timo Boll hat die Richtung vorgebenen. „Im Einzel heißt es ganz klar: Go, Dima, go“, forderte der Rekord-Europameister seinen Kumpel Dimitrij Ovtcharov zum großen Schlag auf.
Nach dem EM-Sieg mit den deutschen Tischtennis-Herren soll der 25 Jahre alte Olympia-Dritte erstmals Einzel-Champion und Bolls Nachfolger werden. Ovtcharov ist an Nummer eins gesetzt und nimmt die Favoritenrolle an, ohne Wenn und Aber.
„Das ist eine realistische Aussage. Ich habe über das Jahr am konstantesten gespielt“, sagte „Dima“ vor dem Start an diesem Freitag in Schwechat. Die dreitägige Pause zwischen Team- und Einzelwettbewerb überbrückten Ovtcharov und seine Verlobte Jenny mit einer Sightseeing-Tour in Wien. Zudem absolvierte er einige Trainingseinheiten in Stockerau, wo Ex-Bundestrainer Richard Prause eine Halle organisiert hatte.
Wegen eines leichten Schnupfens trat der Hamelner, der für Fakel Orenburg in Russland spielt, dabei etwas kürzer. „Mein Start ist aber keineswegs in Gefahr“, berichtete Ovtcharov am Donnerstag. Der Verzicht auf die Doppel-Konkurrenz stand schon vorher fest.
Der Weltranglisten-Sechste verbreitet großes Selbstbewusstsein, möchte aber nicht überheblich wirken. „Bei den vergangenen beiden Europameisterschaften bin ich nicht an Timo gescheitert. Das zeigt mir, dass ich Runde für Runde aufpassen muss“, betonte Ovtcharov. Bisher stand der Rechtshänder erst einmal auf dem Einzelpodest. Gleich bei seiner ersten EM-Teilnahme 2007 in Belgrad verblüffte er als Newcomer die Konkurrenz mit Platz drei.
Diesmal zählt er zu den Etablierten, die vermutlich stärksten Gegner kommen vor allem aus dem eigenen Lager. Hinter dem an Position zwei gesetzten Ex-Europameister Wladimir Samsonow (Weißrussland) lauern der zweimalige EM-Zweite Patrick Baum (Düsseldorf), die EM-Entdeckung Patrick Franziska (Fulda) und Bastian Steger (Saarbrücken). Der Routinier wurde im Vorjahr EM-Dritter, kam aber in Schwechat in der Mannschaft nicht zum Einsatz. Das hat seinen Ehrgeiz angestachelt, sehr zur Freude von Bundestrainer Jörg Roßkopf.
„Es wäre schön, wenn es am Ende des Turniers zu internen Duellen kommt“, sagte Roßkopf. Die Damen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ließen kaum eine Trainingsmöglichkeit aus. Sie haben ebenfalls Medaillen im Einzel und Doppel im Visier. „Ich konnte sie einfach nicht zurückhalten“, berichtete Bundestrainerin Jie Schöpp über den großen Eifer der Team-Europameisterinnen.
„Bisher haben wir schon einen Goldenen Oktober. Vielleicht glänzt er ja noch goldener“, sagte DTTB-Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig. Seine erfolgreichen Sportler jagen in Österreich den nächsten Rekord. Mehr als drei Titel bei einem EM-Turnier hat der DTTB bisher nicht geholt. In den vier Entscheidungen am Sonntag kann diese Bestmarke übertroffen werden.