Turnier bei München Deutscher Top-Golfer Kaymer: „Wir leben in einem Zirkus“
Moosinning (dpa) - Deutschlands Top-Golfer Martin Kaymer betrachtet den Hype um Teile des Spitzensports als realitätsfremd.
„Wir leben als Golfer in einem Zirkus. In unserer Welt gibt es viel Fake. Leute sind unehrlich, weil sie was von dir wollen“, sagte der zweifache Majorsieger und einstige Weltranglistenerste dem Sportmagazin „Socrates“. „Die Sportlerwelt ist generell eben speziell. Uns wird ja, auf gut Deutsch gesagt, der Arsch nachgetragen. Da ist es ganz einfach, den Faden zu verlieren“, befand der 32-Jährige. „Da muss das Umfeld helfen, Menschen, die nicht abgehoben sind, auch wenn sie weltklasse sind in dem, was sie tun.“
Kaymer berichtete einen Tag vor dem Start des prestigeträchtigsten deutschen Europa-Tour-Events in Moosinning-Eichenried vor den Toren Münchens über seine unguten Gefühle während seiner Zeit als Weltranglistenerster im Jahr 2011. Diesen sportlichen Erfolg habe er damals kaum genießen können, die Missgunst anderer habe ihm zugesetzt. „Es kann ein sehr einsames Leben sein, wenn du der Beste der Welt ist. Ich war damals sehr unzufrieden“, sagte Kaymer. „Es kommen ganz viele Einflüsse auf dich zu, du hörst ganz viele Meinungen von Leuten, die du gar nicht hören willst.“ Dies zu verarbeiten, sei „sehr komplex“ gewesen.
Er habe Glück gehabt, „eine Erziehung zu genießen, die mir einen Horizont gegeben hat, der mir hilft, weiter zu denken und die Dinge einordnen zu können“, sagte Kaymer dem Magazin „Socrates“. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich so aufgewachsen bin.“
Kaymer hatte zuvor gemahnt, sportliche Erfolge im Alltag nicht überzubewerten: „Diesen Status - Nummer eins der Welt - sollte man nicht ganz so ernst nehmen. Wir spielen nur eine Sportart, nur ein Spiel. Auch wenn wir Menschen inspirieren, was sehr schön ist.“