Kaymer enttäuscht im Ryder Cup - Europa führt 5:3
Gleneagles (dpa) - Golfprofi Martin Kaymer war der Frust ins Gesicht geschrieben. Der 29-Jährige aus Mettmann verschenkte am Freitag im schottischen Gleneagles zusammen mit dem Dänen Thomas Björn einen wichtigen Punkt gegen die USA zum Auftakt des 40. Ryder Cups.
Im Duell mit dem US-Duo Rickie Fowler/Jimmy Walker verspielte das Duo sogar eine Drei-Löcher-Führung und musste sich am Ende für das Remis mit einem halben Zähler zufriedengeben. Ohne den nicht aufgestellten Rheinländer gingen die Europäer am Abend mit 5 zu 3 in Führung. Sie brauchen bis Sonntag 14 Zähler zur Titelverteidigung.
„Ich hatte einige Möglichkeiten, das Match frühzeitig zu entscheiden. Das ist enttäuschend“, meinte Kaymer über die verpassten kurzen Putts. Die Grüns seien sehr langsam, zudem trage der Wind dazu bei, dass die eingeschlagene Richtung kaum einzuhalten sei. „Wir waren immer in Führung, insgesamt war das Match okay“, sagte Kaymer, der mit Birdies an den Bahnen eins und vier brillierte. Im Fourball-Modus spielt jeder Spieler seinen eigenen Ball, das bessere Ergebnis zählt.
Zum Ende der Runde auf dem 6624 Meter langen Par-72-Platz in den Highlands schwächelte das deutsch-dänische Gespann. Kaymer hätte gern am Nachmittag in den klassischen Vierern mitgewirkt, wobei das Team abwechselnd mit einem Ball schlägt: „Es ist aber auch so okay, dann gehe ich ausgeruht ins nächste Match.“ Dabei trifft er am Samstagmorgen mit Björn auf die zunächst erfolgreichen Neulinge Patrick Reed/Jordan Spieth.
Den ersten Punkt holten Justin Rose (England)/Henrik Stenson (Schweden) gegen Bubba Watson/Webb Simpson bereits nach 14 Löchern, die Youngster Spieth und Reed glichen ebenso überlegen gegen Stephen Gallacher (Schottland)/Ian Poulter (England) aus. Die meisten Zuschauer zog die Partie des Weltranglistenersten Rory McIlroy (Nordirland) mit Sergio Garcia (Spanien) gegen Keegan Bradley/Phil Mickelson an.
Mickelson, British-Open-Sieger von 2013, kam eingepackt in eine dicke Teamjacke, eine Kappe mit dem Schriftzug USA und Handschuhen auf den sonnenüberfluteten Platz. Als Kleidung wählten die Europäer hellblaue Pullover mit dem Motiv der schottischen Flagge. Die Spieler kamen durch einen Tunnel an den ersten Abschlag und wurden von tausenden Golf-Fans frenetisch gefeiert.
„10-6 - und nicht einmal dann könnt ihr gewinnen“, riefen einige in Erinnerung an das amerikanische Desaster von 2012 in Medinah im Chor. Damals verwandelten die Europäer, angeführt von einem leidenschaftlichen Poulter, einen 6:10-Rückstand nach den ersten beiden Tagen noch in einen Sieg. „Mister Ryder Cup“ aus England begann dieses Mal allerdings nervös, verzog einen Putt aus nächster Distanz und konnte sich nicht steigern.
McIlroy demonstrierte schon auf der ersten Bahn seine Fähigkeiten mit dem neuen Driver: Der Abschlag des 25-Jährigen war locker 15 Meter weiter als der der Mitspieler. Richtig ins Rollen kam der viermalige Major-Sieger aber nicht, nur ein Birdie gelang dem für seine langen Abschläge bekannten Weltbesten in der ersten Runde. Auch Mickelson schwächelte. Am Ende war es aber der Kalifornier, der den wichtigen Punkt zur Ein-Punkte-Führung der USA am Mittag mit einem Putt an der 18. Bahn einfuhr. Am Nachmittag musste er aber eine herbe Niederlage gegen Neuling Victor Dubuisson (Frankreich) und Graeme McDowell (Nordirland) am 16. Loch einstecken.
Die Europäer bekamen ohne Kaymer einen richtigen Lauf. Rose/Stenson ergänzten sich noch einmal bestens, zudem punkteten Jamie Donaldson/Lee Westwood (England). Völlig überraschend steuerten auch die lange zurückliegenden McIlroy/Garcia einen halben Punkt mit einem Birdie am letzten Loch bei. Nach den Vierern am Samstag entscheiden die abschließenden zwölf Einzel am Sonntag den Kontinentalvergleich.