Kaymer: Nach dem Oktoberfest locker im Ryder-Cup-Modus
Gleneagles (dpa) - Mit einem Abstecher auf das Oktoberfest und einem Ausnahme-Bier hat sich Martin Kaymer auf das Golf-Spektakel Ryder Cup eingestimmt.
„Ja, es war richtig gut auf dem Oktoberfest“, erzählte der 29-Jährige im schottischen Gleneagles vor der Proberunde mit dem Weltranglistenersten Rory McIlroy. In den Wochen zuvor habe er so viel Golf gespielt, dass er tagelang keinen Schläger in die Hand nahm.
Wie gut dem US-Open-Champion die Pause bekam, ist ihm anzumerken. Ein Scherz mit McIlroy, ein Küsschen für die Eltern von Sergio Garcia - Kaymer genießt das Mannschaftsgefühl der Europäer. „Ich glaube, wir gehen familiärer miteinander um. Wir gehen zusammen essen, lernen die Kulturen kennen“, sagte der Weltranglisten-Zwölfte aus Mettmann zum Vergleich mit den USA.
Mittwochfrüh war erstmals sein langjähriger Coach Günter Kessler dabei und feilte mit dem ehemaligen Weltranglistenersten am Schwung. Schon auf der Driving Range machten Hunderte Fans am frühen Morgen Alarm, als die europäischen Spieler in ihrer violetten Teamkleidung Position einnahmen.
Kaymer fühlt sich sichtlich wohl, anders als 2010 ist er nun voll akzeptiert: „Für mich ist es der dritte Ryder Cup. Damit bin ich noch kein alter Hund, aber auch kein Rookie, sondern in der Mitte. Ich bin zwar kein Leader im Team, aber auch keiner, auf den man in jeder Sekunde achten muss.“ Weil er zum zweiten Mal mit dem Iren McIlroy auf die Runde ging, spekulierten viele Experten über eine neue Paarung für die Teamwertung zum Auftakt am Freitag.
Kapitän Paul McGinley wollte sich aber noch nicht in die Karten schauen lassen. Er deutete nur an, dass die nordirische Paarung McIlroy/Graeme McDowell dieses Mal möglicherweise nicht zustande kommt.
„Man muss aufpassen, nicht zu euphorisch zu sein. Man freut sich so auf dieses Turnier, aber man sollte sich eine Stunde zurücknehmen, um nicht zu aufgeregt zu sein. Die Atmosphäre beim Ryder Cup ist unfassbar“, erzählte Kaymer. Vor zwei Jahren hat er den Amerikanern in Medinah den Spaß verdorben. Mit einem - normalerweise einfachen - Zwei-Meter-Putt entschied der Rheinländer die Partie. Noch heute denkt er oft über diesen Moment nach. Wie es wohl gewesen wäre, wenn er den Ball am Loch vorbeigeschoben hätte. Wie viele Menschen er enttäuscht hätte. Er hielt dem Druck stand.
Er weiß seitdem, was er in Ausnahmesituationen leisten kann. In Zeiten der schlechten Turnierergebnisse und lauter werdender Kritik an seinen Schwungexperimenten blieb er sich treu. Den Lohn strich er in dieser Saison ein, als er zunächst die Players Championship und danach in beeindruckender Manier die US Open gewann. „Dieses Mal bin ich in ganz guter Form, dazu meine Erfahrung. Ich weiß, was am ersten Tee passieren wird. Wie laut es wird. Das ist schon sehr gut“, sagte Kaymer mit einem Lächeln.