Kaymers Masters-Plan - Wettfavorit Woods
Augusta (dpa) - Martin Kaymers Masters-Plan ist relativ einfach: Deutschlands bester Golfer will bei seinem fünften Start in Augusta endlich erstmals den Cut schaffen. Da kam sein umjubeltes Hole-in-one auf der Trainingsrunde für das persönliche Wohlempfinden gerade recht.
Mit einem guten Gefühl geht der Rheinländer am Donnerstag mit dem Vorjahres-Zweiten Adam Scott aus Australien und Bo van Pelt (USA) auf die erste Runde. Kaymer, im Vorjahr als Nummer eins der Welt angereist, hat aus den Pleiten der vergangenen Jahre gelernt und seine Strategie für den ersten Saisonhöhepunkt geändert.
„Zum Glück reißt im Sport jede Serie irgendwann. Ich habe nach meinen Erfahrungen als Nummer eins den Fokus strikt auf das Wesentliche gerichtet, auf einen Turnierplan in Blöcken mit größeren Pausen umgestellt“, erklärte der Weltranglisten-Sechste, „mein Ziel ist zumindest eine gute Golfrunde beim Masters.“ Zuviel Ehrfurcht vor dem Par-72-Kurs des Augusta National Golf Clubs hatte bei seinen bisherigen Teilnahmen dazu geführt, dass er seiner Intuition nicht traute und alles zu perfekt machen wollte. „Das werde ich nicht mehr tun“, versprach er.
In einer dreiwöchigen Turnierpause tat der 27-Jährige im Training in Scottsdale alles, um mit einem Taktikwechsel diesmal wenigstens die beiden Finalrunden als Spieler erleben zu dürfen - und an seinem zweiten Major-Triumph nach dem Erfolg bei der US PGA Championship 2010 schnuppern zu können. Kaymer hat aus den acht bitteren, aber lehrreichen Turnierrunden bisher in Augusta Konsequenzen gezogen. Er will wieder mehr auf seinen Bauch hören. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Abschlag und Annäherung war ihm nicht wie gewünscht gelungen.
Diesmal will es der Musterprofi aus Mettmann wissen. Trotzdem ist Kaymer mit einer Quote von 66:1 für den Londoner Buchmacher Ladbrokes nur ein Außenseiter auf den Sieg im ersten Major-Turnier des Jahres. Als Topfavoriten gelten der viermalige Masters-Champion Tiger Woods (9:2/USA), US-Open-Sieger Rory McIlroy (6:1/Nordirland), Phil Mickelson (12:1/USA) und Branchenführer Luke Donald (16:1/England). „Ich habe mein halbes Leben hier verbracht und weiß, wie ich den Platz spielen muss“, tönte der wiedererstarkte Woods.
Kein Wunder, dass das Ballyhoo Woods vor seinem 16. Masters-Start als Profi wieder eingefangen hat. Vor 14 Tagen hatte der 37-Jährige die Generalprobe durch seinen Turniererfolg in Orlando mit Bravour bestanden. 923 Tage ohne Titel, gedemütigt und verhöhnt nach Skandalen präsentierte sich der Superstar rechtzeitig vor dem 76. Masters in Top-Verfassung. Der Rekordsieger von Augusta, der 1997 bei seinem Premierensieg mit 18 Schlägen unter Par und zwölf Schlägen Vorsprung gewonnen hatte, ist fast über Nacht wieder zum großen Hoffnungsträger auch für den US-TV-Giganten CBS geworden.
Das Network hofft auf Rekordquoten - und ein packendes Duell zwischen Woods und seinem designierten Nachfolger McIlroy, der nach nur einer Woche als Nummer eins der Welt die Spitzenposition wieder an Donald abgeben musste. Woods wird auf Platz sieben geführt. Unvergessen bleibt der Zusammenbruch von McIlroy, der 2011 auf der letzten Runde nach neun Löchern noch mit vier Schlägen Vorsprung führte. Am Ende wurde daraus eine 80er-Runde, und der Wuschelkopf aus Holywood landete desillusioniert hinter Masters-Sieger Charl Schwartzel nur auf Rang 15.
Kaymer musste genügend eigene Negativerlebnisse im Blütenmeer an der Magnolia Lane verarbeiten. Kein Wunder, dass er sein Hole-in-one an Loch 16 als positives Signal wertete. „Angefeuert von den Zuschauern, den Ball über das Wasser skippen zu lassen, ist mir das Ass ganz gut gelungen und der Ball sogar ins Loch gegangen“, sagte er über sein zweites Ass in diesem Jahr. Kaymer ist gut drauf. „Die Leistungskurve und mein Gefühl auf dem Golfplatz zeigen in die richtige Richtung.“