Guardiolas schwerstes Spiel
Nur wenn der FC Bayern heute gegen Real Madrid den Final-Einzug schafft, gilt die Saison als gelungen.
München. Vor entscheidenden Momenten neigen Fußballer zum Pathos. Und der heutige Abend (20.45 Uhr) ist so ein Moment für den FC Bayern. Im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid entscheidet sich nicht nur, ob die Münchner das Finale erreichen. Danach steht fest, wie ihre Saison, die erste unter Trainer Pep Guardiola, bewertet wird.
Es ist dem Spanier bewusst und das merkt man ihm an. In hellroter Neonjacke kam er zur Pressekonferenz und fasste in einem Satz die Bedeutung des Spiels zusammen: „Große Mannschaft, große Spieler, großer Verein, großer Respekt“, sagte er.
Für Guardiola ist die Partie die vielleicht schwierigste seiner Zeit in München. Das 0:1 aus dem Hinspiel, die kleinen Pausen in der Liga, die Bayern sich nach dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft nahm, es rüttelte leicht am Selbstbewusstsein. Ein wenig scheint es gar, als würden sie in München vorbauen, für den schlimmsten aller Fälle.
Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender, erklärte im „Kicker“, wie zufrieden er mit der Arbeit des Spaniers sei. Dieser wiederum sagte: „Vor drei Jahren oder zwei wäre diese Saison schon jetzt super“. Doch nach so einem Triple hat super eben eine andere Bedeutung. „Jetzt ist nur noch das Triple eine Super-Saison“ erklärte er.
„Ich bin super“, sagte Guardiola dennoch. Er meint damit, es geht ihm trotz des Drucks gut, trotz der leichten Kritik, die zuletzt an ihm aufkam, und seiner Art Fußball besitzen zu lassen. Sie prallt nicht an ihm ab, aber ändern werde er sich nicht.
„Ich liebe Ballbesitz“, sagte Guardiola, was ja nun kein Geheimnis ist. Und bei Madrid, erklärte der Spanier, sei es eben besser, man habe selbst den Ball, um sie vom eigenen Tor fern zu halten.
Doch im Gegensatz zu Real reicht den Bayern das nicht. Sie müssen treffen, um die Chance auf die Titelverteidigung aufrecht zu erhalten.
Helfen soll dabei Franck Ribéry. Sein Trainer hofft deshalb, dass der Franzose morgen so richtig schlechte Laune hat. „Franck muss sauer sein“, sagt Guardiola: „Sauer auf den Schiedsrichter, den Trainer, vielleicht auch auf sich, dann ist er am besten.“
Auf Ribéry, beim 5:2 in Bremen erstmals seit längerem mit Tendenz nach oben, hoffen die Münchner und auf die Unterstützung durch die Fans. Rummenigge sprach von „brennenden Bäumen“ und der „Hölle“, die Real erwartet. Guardiola schwächte allerdings ab. Die Deutschen, sagte er, seien höfliche Leute. Doch auch die brauchen manchmal eben vor entscheidenden Momenten eine große Prise Pathos.