Hambüchen: Bestandene Prüfungen als EM-Motivation
Moskau (dpa) - Nach 165 Tagen ohne internationalen Wettkampf kehrt Turnstar Fabian Hambüchen bei der Europameisterschaft im Sportkompex Olimpiski von Moskau wieder auf das Podium zurück.
Erst beanspruchte sein Studium-Start in Köln seine ganze Aufmerksamkeit, dann verhinderte eine Kapselverletzung an zwei Fingern den früher geplanten Saisoneinstieg. Die Nachrichtenagentur dpa sprach mit dem Olympia-Zweiten am Reck, der in Moskau große Medaillen-Hoffnungen des deutschen Teams trägt.
Wie geht es den lädierten Fingern?
Fabian Hambüchen: „Alles ist wieder gut, sie funktionieren problemlos.“
Warum verzichten Sie dann in Moskau auf Barren sowie Sprung und können keinen Mehrkampf absolvieren?
Hambüchen: „Ich habe durch die Verletzung nicht viel am Barren trainieren und somit kein hochwertiges Programm einstudieren können. Da lasse ich es lieber. Es bringt doch nichts, auf Teufel komm raus den Mehrkampf anzusteuern. Und dann kommt man vielleicht nicht unter die ersten Drei und ärgert sich, weil man ohnehin nicht sein volles Programm zeigen konnte.“
Mit dem Beginn des Studiums Sportwissenschaft/Sportmanagement an der Sporthochschule und dem Umzug nach Köln gab es nach Olympia gravierende Einschnitte in Ihrem Alltag. Wie haben Sie das alles verkraftet?
Hambüchen: „Es macht mir riesig Spaß in Köln zu studieren. Das Training haben wir mit meinem Vater gut organisiert. Ich muss fast keine Abstriche zur Zeit vor Olympia machen.“
In Cottbus waren Sie nicht dabei, weil die Semesterprüfungen anstanden. Wie sind sie gelaufen?
Hambüchen: „Ich habe alle fünf schriftlichen Prüfungen bestanden, das freut mich natürlich sehr und ist eine gute Motivation für die EM in Moskau.“
Welche Klausuren standen zum Ende des ersten Semesters an?
Hambüchen: „Da waren zum Beispiel Prüfungen in trainingswissenschaftlichen und biowissenschaftlichen Grundlagen. Hinzu kamen Praxiskurse und Klausuren in Soziologie oder Kommunikation.“
War denn da überhaupt noch genug Zeit für die EM-Vorbereitung?
Hambüchen: „Natürlich. Es ist ja notwendig, beides gut unter einen Hut zu bringen. Ich fühle mich jetzt absolut fit für die EM.“
Sechs EM-Titel haben Sie schon gewonnen. Wo rechnen Sie sich diesmal am meisten aus?
Hambüchen: „Am Reck und am Boden sind die Chancen am größten. An den Ringen wird es für mich schwer, mit den Besten mitzuhalten. Und am Pauschenpferd sehe ich mich eher als 'Lückenfüller'. Obwohl ich da keine Finalchance habe, denke ich: Wettkampf ist das beste Training. Und ich will meine neue Übung den Kampfrichtern anständig vorstellen.“
Welche Reckübung werden Sie in Moskau präsentieren?
Hambüchen: „Im Vorkampf werde ich noch nicht volles Risiko gehen und einen Ausgangswert von 6,8 anstreben. Bei sauberer Ausführung sollte man ins Finale kommen. Dort werde ich sehen, was nötig ist, um mit vorn zu landen. Vielleicht bringe ich dann meine Übung, mit der ich in London Olympia-Silber erkämpft habe. Die ist zwar durch den neuen Code d'Pointage von 7,5 auf 7,2 abgestuft worden. Aber damit wäre ich gut dabei.“
Fühlen Sie sich angesichts ihrer siebten EM-Teilnahme bei den Senioren schon als 'alter Hase'?
Hambüchen: „Ich freue mich riesig, wieder dabei zu sein und bin genauso aufgeregt wie beim ersten Mal.“