Handball-Länderspiel „Antipasti alla Bob“: Hannings Trainer-Debüt für Italien

Jelgava · Handball-Ikone Bob Hanning startet seine EM-Mission als italienischer Nationaltrainer. Kurios ist die vereinbarte Rauswurf-Klausel. Es geht um Rom, Rotwein und gutes Essen.

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Mit der mediterranen Küche beschäftigt sich Bob Hanning gerade intensiv. „Ich liebe Tiramisu. Ich liebe Calamari“, verriet der 57-Jährige und ordnete beide Gerichte auf seiner ganz persönlichen Feinschmecker-Skala deutlich über der Lasagne ein. Der frühere Vizepräsident des Deutschen Handballbundes und heutige Geschäftsführer der Füchse Berlin ist im Italien-Fieber. Kein Wunder, denn am Donnerstag wird es erstmals ernst für den neuen Nationaltrainer der Azzurri. In der EM-Qualifikation geht es gegen Lettland.

Liebhaber der italienischen Küche ist Hanning schon lange. Als er zu Beginn der 2000er Jahre den HSV Hamburg trainierte, ergatterten die „Antipasti alla Bob“ sogar einen Platz auf der Speisekarte seines Stammlokals. In den Genuss von Pasta, Pizza und Vino kommt Hanning nun häufiger. Vor allem will er aber die junge Auswahl, die im Januar bei ihrem WM-Comeback nach 28 Jahren alle überrascht hatte, zu einem Dauergast bei Großereignissen machen.

„Ich glaube, ich weiß, wie Erfolg funktioniert und wie man Erfolg wahrscheinlicher macht“, sagte Hanning der Deutschen Presse-Agentur. Den VfL Potsdam hatte er sensationell aus der 3. Liga ins Oberhaus geführt.

Viel Herz, wenig Geld

Hanning geht es bei seinem neuen Job nicht ums Geld. Der gebürtige Essener verdient in Italien weniger als die meisten Zweitligatrainer. Hanning hat einfach Lust auf die Herausforderung und ist davon überzeugt, etwas bewegen zu können. „Ich habe mir diese tolle Lebenssituation erarbeitet, dass ich tun kann, was mir persönlich guttut. Ich habe dem Verband angeboten, dass sie mich auch in Tignanello bezahlen können“, scherzte der Rotwein-Liebhaber.

Der Vertrag des italienischen Handballverbandes mit dem Deutschen läuft bis 2029 und damit ein Jahr länger als Hannings Arbeitspapier bei den Füchsen. Der erste Auftrag: Den Schwung der WM-Erfolge mitnehmen, beide Spiele gegen Lettland gewinnen und einen Schritt Richtung EM machen. „Wir werden keinen mehr überraschen und uns wird keiner mehr unterschätzen. Die Geschichte hat angefangen, wir müssen sie weitererzählen“, erklärte Hanning.

Aktuell liegt Italien in seiner Qualifikationsgruppe auf Rang drei vor Lettland. Die ersten beiden Teams der Vierergruppe sind sicher für die EM 2026 qualifiziert. Auch die vier besten Drittplatzierten aus den insgesamt acht Qualifikationsgruppen sind in Dänemark, Norwegen und Schweden dabei.

„Una pausa caffè“

Eine kleine Hürde ist die Sprachbarriere. Hanning hatte bislang schlichtweg keine Zeit, um Italienisch zu lernen. Nachhilfe gibt es zwar von Füchse-Neuzugang Leo Prantner, aber mehr als die nötigsten Vokabeln waren nicht drin. Überlebenswichtig für Kaffee-Lover Hanning: „Una pausa caffè“ (Eine Kaffeepause). Notfalls kann Co-Trainer Jürgen Prantner dolmetschen.

Hanning ist vom Erfolg seiner Mission mit dem vielversprechenden Team fest überzeugt. „Ich habe gar keine Idee, wie das scheitern könnte“, sagte der Füchse-Chef selbstbewusst. Für den Fall eines vorzeitigen Vertragsendes hat er mit Verbandspräsident Stefano Podini trotzdem einen kuriosen, kulinarischen Deal ausgehandelt.

„Ich habe ihm gesagt: Wenn wir uns vor Vertragsende nicht mehr verstehen, gehen wir am nächsten Tag auseinander. Du lädst mich nach Rom zu einem schönen Essen und einer Flasche Wein ein. Wir gehen als Freunde auseinander und du brauchst keinen Cent bezahlen“, berichtete Hanning.

© dpa-infocom, dpa:250310-930-398956/1

(dpa)