AUßenseiter Melsungen will ins internationale Geschäft
Frankfurt/Main (dpa) - Zum besonderen Erlebnis Final-Four-Turnier rollt sogar ein Sonderzug, doch schon bald sollen Auftritte auf der großen Handball-Bühne für die MT Melsungen zur Normalität werden.
Spätestens für 2015 peilen die Nordhessen, die an diesem Wochenende zum zweiten Mal in ihrer Vereinsgeschichte bei der Endrunde um den DHB-Pokal dabei sind, die Teilnahme am Europacup an. Das Fundament dafür ist gelegt. „Nächstes Jahr habe ich die Mannschaft zusammen, die ich wollte. 70 Prozent deutsche Spieler und der Rest aus Skandinavien. Das muss dann auch durchschlagen“, sagte MT-Trainer Michael Roth in einem Gespräch der Nachrichtenagentur dpa.
Das Final Four ist für die Nordhessen ein riesiges Happening. Knapp 1000 Fans begleiten den Bundesligisten mit großen Hoffnungen nach Hamburg - 300 davon in einem eigens gecharterten Sonderzug. Die Anhänger des Underdogs aus dem kleinen nordhessischen Städtchen erhoffen sich im Halbfinale gegen die Übermannschaft THW Kiel einen weiteren Husarenstreich. „Wir haben genügend Qualität, an einem Tag jedes Team schlagen zu können. Wir müssen nur daran glauben. Das werde ich meinen Jungs auch eintrichtern“, sagte Roth vor der Partie gegen den Rekordmeister am Samstag.
Sollte es schon dieses Jahr mit dem Europacup klappen, wäre es laut Roth „das Sahnehäubchen“. Der Verein sei dafür bereit, auch finanziell. „Das darf keine Belastung sein, sondern Freude pur. Hier sehnen sich alle danach. Wir haben einen sehr guten Hauptsponsor. Wenn es so käme, würde die Leistung auch honoriert werden und die Bereitschaft da sein, den Etat zu erhöhen“, erklärte Roth.
Sollte sich die Pokal-Konkurrenz aus Kiel, Hamburg und Flensburg für die Champions League qualifizieren, wäre Melsungen in der kommenden Saison automatisch im internationalen Geschäft dabei. Ein zweiter Sensationssieg gegen Kiel und der damit verbundene Finaleinzug würde die Chancen noch einmal erhöhen. „Dass wir Kiel diese Saison schon geschlagen haben, macht es einfacher. Die Jungs haben gesehen, dass es geht“, erklärte Roth.
Im Dezember brachten die Nordhessen den „Zebras“ daheim eine empfindliche 29:25-Schlappe bei und beendeten nach 585 Tagen Kiels Rekordserie von 51 Bundesligaspielen ohne Niederlage. Entsprechend heiß auf eine Revanche ist der Pokalverteidiger aus dem hohen Norden.
Die Rollen sind klar verteilt. „Wir sind krasser Außenseiter. Wir müssen eine Top-Leistung abliefern“, sagte Roth. Dabei hofft der 51-Jährige auf die Unterstützung der Zuschauer. „Bis auf die Kieler Fans werden sie wohl alle hinter uns stehen. Sie sind meistens aufseiten der Kleineren.“
Roth, der als Aktiver zweimal mit Großwallstadt den Pokal gewann, steht erstmals als Trainer im Viererturnier. „Es war immer mein Traum, dabei zu sein. Es ist schön und etwas Besonderes, als Mittelfeld-Mannschaft um Titel zu spielen. Das ist für den Verein eine andere Plattform und tolle Sache, sich da zu präsentieren“, sagte der Olympia-Zweite von 1984.
Für ihn ist die zweite Endrunden-Teilnahme nach 1996 der Lohn für die mutigen Veränderungen im Verein in den vergangenen beiden Jahren. „Wir haben mehr Kontinuität reingebracht. Das betrifft das Management und den Kader. Wir alle haben eine klare Linie und ein klares Konzept. Wir sind alle gemeinsam dran, uns weiter zu entwickeln“, sagte Roth.