Besser als Prognose sein: DHB-Team brennt auf WM-Auftakt
Doha (dpa) - Deutschland auf Platz 16 - Polen auf dem vierten Rang: Die Vorhersage auf einer Expertenliste für das Abschluss-Ranking bei der Handball-Weltmeisterschaft in Katar hat am Tag vor dem Auftaktspiel für Irritationen im deutschen Team gesorgt.
„Die Liste habe ich aus Island bekommen. Meine Freunde wollten mich ein bisschen ärgern“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson im Teamhotel in Doha. Dass seine Mannschaft nur einen Rang vor Argentinien einsortiert wurde, würde der Isländer gern als Ansporn sehen. „Einige würden das Realität nennen, einige Motivation“, meinte er.
Am Tag vor dem brisanten WM-Einstand gegen Polen gab sich Sigurdsson als Geheimniskrämer. Sein offizielles Turnier-Aufgebot will er erst am Spieltag bekanntgeben. „In meinem Kopf steht es schon fest“, sagte der Coach. Er ließ sich lediglich entlocken, dass er von den 18 Spielern seines Kaders, die in Doha sind, die maximal erlaubten 16 Aktiven benennen wird. „Die anderen beiden bleiben aber hier“, erklärte Sigurdsson.
Offen ließ er zudem, wie seine Startformation aussehen wird. Allerdings deutete er an, dass er wohl den Spielern vertraut, die zuletzt auch bei den Testspielen begonnen haben. Dies wären auf den Außenpositionen Kapitän Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki, im Rückraum Paul Drux, Spiellenker Martin Strobel und Steffen Weinhold sowie am Kreis Patrick Wiencek. Offen ist, ob Silvio Heinevetter oder Carsten Lichtlein zwischen den Pfosten steht. „Wir haben ein ziemlich gutes Torhütergespann“, sagte Sigurdsson.
Patrick Groetzki war das vorhergesagte Ranking „ziemlich egal. Wichtig ist, dass wir gegen Polen zeigen, was wir können.“ Ganz ausgeblendet hat er es aber nicht. „Es ist Ansporn für uns, es besser zu machen als Platz 16.“ Sportlich hatte sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) nicht für die WM qualifiziert. Nach zwei Playoff-Niederlagen gegen Polen (24:25; 28:29) ist der WM-Fünfte nur dank einer Wildcard dabei.
So kommt es nun zum unerwarteten WM-Duell. Für Kapitän Gensheimer haben die Partien des vorigen Sommers nichts mehr mit dem Spiel in der Lusail Multipurpose Hall zu tun. „Das ist eine ganz neue Situation. Die Quali-Spiele sind vorbei, vorüber und vergessen. Bei uns ist ja auch einiges passiert. Jetzt hoffe ich, dass wir das Auftaktspiel gewinnen“, sagte der Linksaußen von den Rhein-Neckar Löwen.
Sein Clubkollege Groetzki sieht das ganz ähnlich. „Ich bin weit weg von einer Revanche. Wir müssten eigentlich beide Spiele gewonnen haben. Wir wissen, dass wir auf Augenhöhe sind. Wir haben gute Chancen, das Spiel zu gewinnen. Die Mannschaft brennt auf das Turnier“, sagte der Rechtsaußen.
Mit seiner Einschätzung liegt Groetzki überraschend auf einer Wellenlänge mit Polens Nationaltrainer Michael Biegler. „Im Sommer waren wir auch auf Augenhöhe. Jetzt sind wir beide hier, und jetzt haben wir ein Gruppenspiel miteinander. Das ist unaufgeregt in meinen Augen, völlig unaufgeregt“, sagte er. Vor dem erneuten Aufeinandertreffen stapelte der gewiefte Taktiker tief. „Meine Mannschaft hat auch leider die Schwäche, dass sie Auftaktspiele nicht so gut bestreitet“, erklärte der frühere Bundesliga-Trainer.
Das vom Internetportal handball-planet.com prognostizierte Abschlussklassement der WM führt Frankreich vor Kroatien und Dänemark an. Und während Polen in der Liste auf Platz vier geführt wird, hält Bundestrainer Sigurdsson größere Stücke auf Titelverteidiger Spanien, dem lediglich Rang fünf vorhergesagt wird. „Das sind die klassischen Favoriten“, meinte der 41-Jährige.
Für sein Team hingegen hat er keine Prognose ausgegeben. „Wenn wir unser bestes Spiel machen gegen Dänemark, die auch ihr bestes Spiel machen, dann gewinnt wahrscheinlich Dänemark immer noch. Es ist bei einem Turnier immer die Frage, wer hat an diesem Tag ein gutes Spiel und hat der Gegner vielleicht einen Tag, wo es nicht läuft“, sagte der Isländer und fügte an: „Das Gleiche gilt für Polen.“