Beim BHC ist der Handballer gläsern

Zum Beginn der Vorbereitung unterzieht der Handball-Zweiligist seine Spieler mit Hilfe der Uni einer Leistungsdiagnostik.

Foto: Christian Beier

Kurz vor 10 Uhr vormittags in der Klingenhalle: Während die eine Hälfte der Mitarbeiter des Sportwissentlichen Instituts der Universität Wuppertal auf der Hallenfläche zwei 20 Meter lange Parcours abmisst und mit aufwendiger Lichtschranken-Technik versieht, stehen elf Bundesliga-Profis des Bergischen HC in einer Hallenecke beim Rest des Uni-Teams Schlange für den ersten Akt der Leistungsdiagnostik. Körpergröße, Gewicht und Taillenmaß werden ermittelt und festgehalten, dann bekommt jeder Handballer im Liegen zwei Pflaster auf den nackten rechten Fuß geklebt. „Wir machen erstmal eine Bio-Impe-danzanalyse“, erläutert Javan Mardi, wissenschaftlicher Mitarbeiter des renommierten Arbeitsbereichs Bewegungs- und Trainingswissenschaft von Professor Jürgen Freiwald an der Uni Wuppertal. Dahinter verbirgt sich die Ermittlung von Fett- und Wassergehalt - Kapitel eins auf dem Weg zum gläsernen Profi.

Fünf Löwen bei der Europameisterschaft in Kroatien, der verletzte Tomas Babak in der Reha: So ergibt sich die Zahl der elf BHC-Handballer beim Leistungstest. „Das letzte Spiel ist ja erst drei Wochen her, und jeder hatte danach ein individuelles Programm mit sechs Einheiten“, sagt BHC-Kapitän Kristian Nippes und glaubt nicht, dass der Test große Leistungsdefizite offenbaren wird. „Das Ballgefühl geht schneller weg, ist aber auch nach der zweiten oder dritten Einheit wieder da.“ „Die Werte sollten besser sein als die im Sommer“, erklärt Trainer Sebastian Hinze, der die identische Leistungsdiagnostik drei- bis viermal im Jahr - immer mit dem Team von der Uni Wuppertal - durchführt. „Das macht die Werte vergleichbar und gibt wichtige Anhaltspunkte für jeden Einzelnen“, sagt er.

Vier Stationen im gut zweistündigen Programm liegen noch vor den BHC-Profis, die konzentriert und ernsthaft an die Sache herangehen. „Das ist Teil des Jobs, manchmal ist es sogar ganz witzig, alte und neue Zeiten zu vergleichen“, stellt Linksaußen Jan Artmann klar. Der erste ist der „lineare Sprinttest“, was nichts anderes heißt, als dass es schnellstmöglich 20 Meter geradeaus geht. Bis zur Ziellinie werden vier Zeiten ermittelt: nach einem halben, nach fünf, zehn und natürlich nach 20 Metern. Wirklich kleine BHC-Handballer gibt es nicht, aber die zwischen 1,80 und 1,90 Meter kommen natürlich besser aus den Startlöchern als Zwei-Meter-Männer wie Fabian Gutbrod oder Czaba Szücs. Die Drei-Sekunden-Marke nach 20 Metern knacken Maciej Majcinski und Dorian Wöstmann. „Der schnellste wäre wahrscheinlich Linus Arnesson, aber der ist ja bei der EM“, verrät BHC-Fitnesstrainer David Gröger.

Ein weiterer Sprinttest mit Richtungswechseln, ein Ausdauertest mit Herzfrequenzmessung und schließlich ein Sprungkrafttest — natürlich nicht auf dem federnden Hallenboden, sondern in einem Nebenraum - runden die Leistungsdiagnostik ab. Schon eine Viertelstunde später hat Sebastian Hinze einen ersten Überblick. „Es ist alles in Ordnung, es gibt keine negativen Überraschungen“, stellt er fest, „die genaue Analyse jedes Einzelnen dauert natürlich etwas länger.“