Handball BHC überrollt Aue im Schlussspurt
31:27 bedeutet den neunten Sieg im neunten Spiel und einen Startrekord in der 2. Bundesliga.
Wuppertal. Handball-Zweitligist Bergischer HC hat den ersten Fleck auf seiner bislang weißen Weste gerade noch vermieden. Mit deutlich mehr Mühe als erwartet und nur durch einen fulminanten Endspurt besiegte der Tabellenführer am Sonntag in der Uni-Halle den EHV Aue mit 31:27 (16:16) und stellte einen neuen Startrekord für die eingleisige 2. Liga auf.
Vor dem Pokalknüller gegen Erstligist Wetzlar (verlor am Sonntag hoch gegen die Rhein-Neckar Löwen) noch mal eben im Vorübergehen die Pflichtaufgabe in der Liga lösen und den neunten Sieg im neunten Spiel einfahren - so hatten sich das wohl viele Fans des Bergischen HC gedacht. „Nur“ 1600 waren es am Sonntag, bei allerdings bestem Altweibersommer-Wetter, die das Spiel gegen den Tabellen-15. und Außenseiter sehen wollten. Sie rieben sich allerdings zur Pause die Augen, denn so einfach, machten es die Sachsen den Löwen-Handballern nicht. Die ließen vielleicht auch die letzte Konzentration vermissen und mussten nach scheinbar planmäßigem Start froh sein, mit einem 16:16 in die Kabine gehen zu können.
Anfangs gelang vorne fast alles. Ob von Linus Arnesson, Fabian Gutbrod oder dem von seiner Mandelentzündung genesene Torschützenkönig Arnor Gunnarsson - fast jeder Wurf war ein Treffer. Das kaschierte allerdings, dass es in der Abwehr, die sonst eher der Erfolgsgarant des BHC war, gar nicht gut lief. Insbesondere der junge Auer Kreisläufer Philipp Jungemann und Rückraumschütze Marc Pechstein nutzten das weidlich aus. Die wenigen Bälle, die Bastian Rutschmann, der im BHC-Tor anfangen durfte, hielt, waren Muss-Paraden. So kamen die Gäste nach 3:6-Rückstand schnell wieder heran, und nach 20 Minuten beim Zwischenstand von 14:11 war die BHC-Herrlichkeit auch im Angriff vorbei. Trainer Sebastian Hinze wechselte viel, doch plötzlich schienen die Spielzüge nur noch improvisiert, viele Abschlüsse überhastet. Da kam die Halbzeit dann gerade Recht, um sich neu zu sammeln.
Doch Aue blieb unangenehm und ging nach 36 Minuten sogar in Führung. Torwart Robert Wetzel entnervte die BHC-Rückraumschützen immer mehr. Auf der anderen Seite fand zum Glück auch der nach 23 Minuten eingewechselte Christopher Rudeck seine Form und verhinderte, dass die Gäste eventuell noch weiter wegzogen.
Es offenbarte sich, dass der vermeintlich souveräne Zweitliga-Primus auch nur mit Wasser kocht. Linus Arnesson, der bärenstark begonnen hatte, zeigte jetzt mehrfach Nerven bei Würfen und Abspielen. Für alle wurde es ein Nervenspiel. Das verlor aber letztlich doch der tapfere Außenseiter, weil er sich nach seiner ersten Zwei-Tore-Führung nach 52 Minuten drei Gegentore binnen einer Minute fing und in einen Gegenstoß nach dem anderen lief. Die Zuschauer tobten vor Begeisterung.
Der BHC hätte jedoch am Ende lieber mit seinen Kräften für Dienstag gehaushaltet. „Das hat viel Kraft gekostet“, meinte Gunnarsson, der allein drei der abschließenden Gegenstöße gelaufen war. „Ich glaube, wir haben uns nach der frühen Führung zu sicher gefühlt, dass wir gewinnen. Mit 70 Prozent Leistung geht das aber nicht“, sagte Max Darj und ergänzte: „Wie ein Tabellenführer haben wir wirklich nicht gespielt.“ Jetzt gilt Wetzlar alle Konzentration.