Bergischer HC BHC: Viktor Szilágyi schont sich in der Reha nicht

Der Sportliche Leiter des BHC schiebt aufgrund des Abstiegs zwar noch Frust. Er freut sich aber sehr auf das neue Team.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Während die anderen Profis des Bergischen HC derzeit ihren Urlaub irgendwo zwischen Island und Karibik verbringen, muss einer von ihnen weiter hart arbeiten: Viktor Szilágyi zieht seine Rehabilitationszeit nach der schweren Knieverletzung voll durch. Die Diagnose seinerzeit: Riss des vorderen Kreuzbandes, des Innenbandes und Bruch des Schienbeinköpfchens im linken Kniegelenk. „Es läuft gut. Ich nehme mir Zeit und arbeite ansonsten so, als sei es für ein Comeback“, ist der Österreicher froh, dass man auf eine Operation verzichtet und auf konservative Behandlung gesetzt hat.

Beim Sensationssieg in Berlin war es früh im Match passiert, ohne ihn bestritten seine Kollegen in der Folgezeit eine bärenstarke Rückrunde - indes ohne den Abstieg aus der Handball-Bundesliga vermeiden zu können. Für Szilágyi war es eine neue Erkenntnis: „Zuvor war das Glück bei knappen Entscheidungen auf der richtigen Seite.“ Hauchdünn geschlagen, wurde der BHC in die Zweitklassigkeit geschickt.

Auch zwei Wochen nach der Entscheidung schiebt Viktor Szilágyi Frust, wartet aber ebenso mit einer realistischen Einschätzung auf: „Es ist ein Rückschlag, aber es ist nicht das Ende des BHC.“

Für seinen Club war es die intensivste Saison seit der Gründung im Jahr 2006, für den 38-Jährigen selbst eine ganz besondere Spielzeit. Vermeintliches Karriereende als Handballer, Debüt als Sportlicher Leiter, das Comeback auf dem Spielfeld, wieder ein Rückzug, dann die erneute Aktivierung mit der schlimmen Verletzung in der Max-Schmeling-Halle — und das ist nur der allerkürzeste sämtlicher möglicher Zeitraffer.

„Es gibt nichts, was wir nicht versucht hätten“, meint Szilágyi auch mit Blick auf die vielen zu kompensierenden Ausfälle sowie die getätigten Nachverpflichtungen — und dahingehend, den Rücken des Trainers in einer scheinbar aussichtslosen Situation gestärkt zu haben. Mit 17 Punkten habe Sebastian Hinze dieses Vertrauen zurückgezahlt, in der Vorbereitung sei viel richtig gemacht worden.

Noch mal eine Steigerung der Arbeitsintensität und eine sehr schwierige Phase hatte der Dezember bereitgehalten, schließlich galt es, parallel zum Abstiegskampf das zukünftige Team zusammenzustellen. Das war Neuland für den gebürtigen Budapester. „Es war eine große Aufgabe, Spieler von dieser Qualität von unserem Weg zu überzeugen“, freut sich Viktor Szilagyi „unglaublich“ auf die neue Mannschaft.

In seiner zweiten Saison als Sportlicher Leiter kann sich der langjährige Weltklasse-Spielmacher wohl mehr seinem neuen Job widmen. Szilágyi verweist darauf, auch jetzt die Entscheidungen im Team getroffen zu haben. „Meine Aufgabe ist es unter anderem, mögliche Neuzugänge zu beleuchten. Es waren immens viele Spieler“, erklärt Viktor Szilágyi und kann sich auf ein ausgeprägtes Netzwerk nach den vielen Jahren im deutschen Profi-Handball verlassen. Täglich analysiere er während der Saison zudem die Situation mit Coach Hinze.

Szilágyi ist derjenige im europäischen Handball, der mit Tusem Essen, THW Kiel, VfL Gummersbach und SG Flensburg sämtliche Vereinstitel erreicht hat. Die ST-Leser wählten ihn zum Sportler des Jahres 2016, und eine herausragende Auszeichnung gab es kürzlich von seinem Heimatland: das Ehrenzeichen der Republik Österreich. Als erster Handballer überhaupt erhielt er es. „Es ist eine große Bestätigung und Anerkennung für den Handballsport“, gerät Viktor Szilagyi ins Schwärmen.

Nach 18 Jahren für die Nationalmannschaft steht er nun in einer Liste mit prominenten Österreichern, darunter befinden sich gar nicht so viele Sportler. Die sportliche Zukunft des einstigen Kapitäns liegt nun erst einmal in der 2. Liga. „Bei allem Respekt vor den Gegnern sind es andere Namen und andere Spielstätten. Das tut noch sehr weh“, denkt Szilagyi an jenen letzten Spieltag zurück, an dem das Schicksal besiegelt wurde. Bis zuletzt sei er eigentlich überzeugt gewesen, dass Gummersbach in Lemgo gewinnen könnte - es kam anders. Und es war sehr hart.

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