Carlos Prieto integriert sich in die BHC-Familie
Der Champions-League-Sieger braucht keine Anlaufzeit.
Wuppertal. Carlos Prieto darf man gut und gerne als internationalen Star bezeichnen. Mit Barcelona und Ciudad Real hat er die Champions League gewonnen, 2008 in Peking mit Spanien die olympische Bronzemedaille geholt. Doch als der Spanier am Montag vor einer Woche beim vergleichsweise bescheidenen Bergischen HC das erste Mal zum Training erschien, war von Starallüren nichts zu spüren. Der 32-jährige Spanier kannte fast alle seine neuen Mitspieler beim Namen.
„Natürlich bereite ich mich vor. Das ist doch normal, wenn man erst Mitte der Saison zu einer Mannschaft kommt“, sagt der 2,03-Meter-Mann lächelnd in passablem Deutsch, das er vor zwei Jahren während seines Engagements bei den Rhein-Neckar-Löwen gelernt hat. Nicht nur damit hatte er seinen neuen Trainer HaDe Schmitz mehr als positiv überrascht. Auch die Selbstverständlichkeit, die Prieto gleich bei der ersten Übungseinheit im neuen Umfeld an den Tag legte, beeindruckte den Trainerfuchs. „Eigentlich wollte ich ihn zwei Tage später gegen Großwallstadt noch nicht spielen lassen, aber danach war klar, er muss spielen“, erzählt Schmitz. Das hätten auch die Mitspieler sofort akzeptiert.
Und wie hat er sich beim BHC eingewöhnt? „Sehr gut, es ist familiär hier und doch professionell“, antwortet Prieto, ohne lange nachdenken zu müssen. Nur, dass er in drei verschiedenen Hallen trainieren müsse, sei eine neue Situation für ihn.
Auf dem Spielfeld selbst gebe es weniger Eingewöhnungsprobleme. „Ich bin bereit“, versichert er, und das zeigte sein erstes Spiel in Großwallstadt auch deutlich, wo er zunächst einmal nur in der Abwehr eingesetzt wurde.
„Carlos ist ein absoluter Profi, der gleich in die Rolle des Abwehrchefs geschlüpft ist“, schwärmt sein Trainer. Gut möglich, dass Prieto schon am Samstag im so wichtigen Heimspiel gegen Wetzlar auch mal offensiv am Kreis auftauchen wird. Schmitz: „Wir werden das jetzt im Training mal mit aufnehmen, von seinem typisch spanischen Kreisläuferspiel — Sperre setzen und dann in Bedrängnis den Ball fangen — kann sich auch Hendrik Pekeler noch etwas abschauen. Schmitz würde Prieto gerne auch über die Saison hinaus behalten: „Das habe ich auch Manager Stefan Adam bereits so gesagt.“
Ob der BHC da eine Chance hat, hängt allerdings zunächst vom Klassenerhalt ab, und dann davon, was er finanziell bieten kann. Der Spanier geht jedenfalls zunächst einmal nur von nur vier Monaten im Bergischen aus. Ein Stück Heimat ist allerdings schon hier einetroffen. Derzeit wohnt seine Frau Alexia mit ihm im Arcadia-Hotel in Wuppertal, aber Manager Stefan Adam sucht bereits nach einer Wohnung.
Wuppertal? Doch, der Name sagt Carlos Prieto etwas. „Die haben auch mal Bundesliga gespielt“, kramt der Spanier Wissen über einen Vorgängerverein des BHC aus dem Handball-Gedächtnis. Dass sein Freund Olafur Stefansson, mit dem er vier Jahre bei Real Ciudad und ein Jahr bei den Rhein-Neckar-Löwen spielte, in Wuppertal den Grundstein für seine Weltkarriere gelegt hatte, wusste er allerdings bisher nicht.
Wissbegierig ist Vollprofi Prieto vor allem in Bezug auf den nächsten Gegner, das gehört für ihn ganz selbstverständlich zu seinem Beruf. „Er wollte gleich Videos haben, ich hab ihm vier von Wetzlar-Spielen auf einen Stick geladen“, sagt HaDe Schmitz. Von diesem Neuzugang erwartet er noch eine ganze Menge. Prieto selbst ist nach eineinhalb Wochen mit der Mannschaft sicher: „Das klappt gegen Wetzlar bestimmt noch besser als gegen Großwallstadt.“