Handball-Bundesliga Jörg Föste hofft in Sachen Arena jetzt eher auf Wuppertal

Wuppertal/Solingen · Geschäftsführer von Handball-Erstligist BHC spricht zum Jahresende über Abstiegskampf, personelle Veränderungen und das Dauerreizthema Halle (mit Podcast).

Jörg Föste mit Trainer Jamal Naji, mit dem der Vertrag bis 2028 verlängert wurde. „Er dürfte einer der umworbendsten Trainer sein.“

Foto: JA/Andreas Fischer

Es ist inzwischen eine Tradition, dass Jörg Föste sich zwischen den Feiertagen Zeit nimmt, um nach vorne und hinten zu schauen. In diesem Jahr ist die Stimmung eher schlecht – was nicht nur daran liegt, dass der Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Bergischer HC an einer Erkältung laboriert. Die sportliche Lage auf dem 16. Platz ist bedrohlich, die Aussicht auf eine neue Spielstätte in Solingen mau. Er äußert sich auch zur bevorstehenden Handball-EM, der Kooperation mit Bayer Dormagen und zu dem Aufschwung der Frauenabteilung des BHC. Prägend sind aber freilich die genannten Reizthemen, bei denen sich Jörg Föste gewohnt klar positioniert.

Jörg Föste über...

...das BHC-Jahr 2023

Auf einer Skala von 1 bis 10 gibt der 63-Jährige „eine knappe 3“. Seit Saisonbeginn bekomme der BHC mehr Mitleid als Zuspruch. „Das ist ein Indiz dafür, dass es nicht rund läuft.“

...den verpatzten Saisonstart

„Die Euphorie war mir schon vor der Spielzeit etwas zu groß – auch im Spielerkreis. Die meisten waren nah dran an Europa. Es geht aber beim BHC immer erstmal gegen den Abstieg, um aus dieser Komfortzone heraus mehr daraus zu machen. Der Anspruch muss sein, um jeden Meter zu kämpfen. Das ist schon zu Beginn nicht gelungen.“ Die Niederlagen zum Auftakt in Eisenach und zu Hause gegen Balingen – „eines der grausamsten Spiele, die der BHC je gemacht hat“ – hätten für Verunsicherung gesorgt.

...die Verletztenmisere

Es gehöre zur Wahrheit, dass diese eine Rolle im Gesamtbild spielt. „Wir hatten von September bis Dezember 101 Krankmeldungen. Das ist Rekord und doppelt so viel wie der alte Topwert. Wir sind immer gebeutelt im Training und mit Ausnahmen nie richtig ins Laufen gekommen.“

...die Mentalität des Teams

„Wir müssen zu unseren Grundtugenden zurückkehren.“ Der BHC habe sich immer dadurch ausgezeichnet, dass er alles hereinwerfe. „Gegen Wetzlar (23:28) haben wir in der Richtung alles vermissen lassen. Gegen Stuttgart (33:28) haben wir es trotz der Personalprobleme geschafft, ein solches Spiel zu bieten.“ Aufgabe sei es nun, dass dies wieder konstant gelingt.

...sofortige Maßnahmen

„Wir müssen jetzt herauskristallisieren, wer Krieger ist und Verantwortung nach innen und außen übernimmt. Das müssen diejenigen sein, die uns die Punkte bescheren. Wir kriegen das hin, müssen diese Spieler aber identifizieren. Wer will unbedingt etwas bewegen mit dem BHC? Und wer will sich im Windschatten ausruhen? Wer das möchte, der kann sich auch direkt daneben setzen. Man kann fünf oder sechs Spieler nennen, die in den letzten Wochen nicht an ihre Qualitäten rangekommen sind.“

...kurzfristige Personalplanung

Ein weiterer Kreisläufer soll zum Auftakt der Restrunde da sein. „Die Drähte glühen, aber ich kann nicht sagen, dass wir gerade nah an einer Verpflichtung dran sind. Der Markt ist umkämpft.“

...mittelfristige Personalplanung

„Die Lehre aus dieser Saison ist, dass wir auf keinen Fall mehr mit nur zwei Rückraum-Linkshändern in eine Spielzeit gehen werden.“ Ob der Kader insgesamt noch größer sein sollte? „Es würde allen Eventualitäten trotzen, aber man würde auch mit einem Knickbus zum Auswärtsspiel fahren. Es ist ja auch nicht im Sinne des Trainerteams, unzufriedene Spieler auf der Bank zu haben.“

...das Mahé-Gerücht

„Wir sprechen aktuell mit vielen Spielern. Kentin Mahé gehört dazu.“ Eine Online-Plattform hatte den Transfer des Handball-Stars bereits als fix vermeldet. „Wenn man einen Spieler wie ihn für sich gewinnen könnte, wäre es eine großartige Sache, aber wir sind derzeit weit davon entfernt. Es sind lose Gespräche.“

...Optionen in Verträgen

Tim Nothdurft verlässt den BHC ein Jahr früher und geht im Sommer zu den Rhein-Neckar Löwen. „Gefallen hat mir das nicht. Wir haben uns stark dafür gemacht, ihn defensiv auf der Halbposition auszubilden, was ihm den Weg in die Nationalmannschaft geebnet hat. Ich musste die Entscheidung akzeptieren, aber es ist mir schwergefallen.“ Aufgrund der fehlenden Planungssicherheit werde der BHC keine Optionen mehr in Verträgen zulassen. Für die kommende Saison schließt Föste weitere Veränderungen des Kaders aber nicht aus.

...Jamal Najis Engagement bis 2028

Frühzeitig hat der BHC im November mit Cheftrainer Jamal Naji bis Sommer 2028 verlängert. „Jamal dürfte einer der meist umworbenen Trainer überhaupt sein. Wir haben gut daran getan, ihn zu binden.“ Eine Option habe der Kontrakt nicht.

...den Bau der bergischen Arena

„Was die Arena betrifft, bin ich hoffnungslos.“ Das gelte zumindest für Solingen. „Im Oktober 2021 haben wir von den Oberbürgermeistern Solingens und Wuppertals gehört, dass die Arena in Solingen geplant wird und Wuppertal sich zurückzieht. Ich sehe kein Vorankommen. Wuppertal zieht sich darauf zurück, dass Solingen am Ruder ist. Das Ruder wird aber halbherzig betätigt.“ Es gebe zwar im Januar noch mal ein Investorentreffen. „Aber ich bin nicht optimistisch. Meine Hoffnung ist, dass eher etwas daraus wird, wenn sich Wuppertal der Sache annimmt.“