Handball-Bundesliga BHC investiert eine sechsstellige Summe in lückenlose Testung des Spielerkaders
Wuppertal · Die Handball-Bundesliga hat ein ausgeklügeltes Hygienekonzept, das sich an dem des Fußballs orientiert. Trotzdem kommt es immer wieder zu Ausfällen. So musste das für Mittwochabend angesetzte Duell des Bergischen HC bei der SG Flensburg-Handewitt verschoben werden.
Ein Spieler der Norddeutschen war positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Mannschaft der SG musste nicht umgehend in Quarantäne, doch das Gesundheitsamt Flensburg sagte die Begegnung vorsorglich ab.
Drei Begegnungen des BHC mussten bislang verlegt werden – jeweils nach Länderspiel-Pausen. GWD Minden musste Anfang November nach der EM-Qualifikation in Quarantäne, als es zu einem Ausbruch im deutschen Team kam und Juri Knorr erkrankte. Der hatte damals schon wieder in Minden mittrainiert, so dass die gesamte Mannschaft für 14 Tage aus dem Verkehr gezogen wurde. Die Verschiebung des Lemgo-Spiels Anfang Februar erfolgte freiwillig, weil drei Spieler der Lipper und Max Darj vom BHC kurz zuvor noch bei der WM in Ägypten im Finale gestanden hatten. Und nun kam es nach weiteren EM-Qualifikationsspielen zum dritten Ausfall. Der Grund ist klar: Viele Spieler treffen aus unterschiedlichen Regionen und Vereinen zusammen, reisen gemeinsam weite Strecken und begeben sich danach wieder in ihre Vereine – wo sie im schlimmsten Fall nach einer Infektion das Virus verbreiten. Und im besseren Fall selbst ausfallen, damit aber ihre Gesundheit gefährden und – wie das Beispiel Flensburg zeigt – auch den Spielplan durcheinanderwirbeln.
BHC-Geschäftsführer Jörg Föste hat dazu eine klare Meinung: „In diesen Zeiten wäre es klüger, die EM-Qualifikationsspiele nicht durchzuführen – oder zumindest nicht im üblichen Modus.“ So musste zum Beispiel Dänemark in Nordmazedonien spielen, die Tschechen waren in Russland zu Gast. „Ohne Zuschauer hat der europäische Verband auch keinen Vorteil an der Austragung dieser Spiele. Sie stellen ein Risiko dar für einen vergleichsweise geringen Nutzen“, findet Föste. „Es wäre leicht, die EM-Teilnehmer per Setzliste zu bestimmen oder einen Modus mit weniger Reisestrapazen zu finden.“ Die Olympia-Qualifikation verlief ohne Zwischenfälle. Jeweils vier Teams trafen sich für ein schnelles Turnier an einem Ort. „Für die Sportler stellt die EM-Quali einen Gewissenskonflikt dar“, so Föste. „Sie wollen ihr Land vertreten, gleichzeitig sehen sie die damit verbundenen möglichen Probleme.“ So ist man beim BHC froh, dass alle Nationalspieler nach ihrer Rückkehr negativ getestet wurden.
Aktuell wurde das Hygienekonzept der Liga verschärft. „Das geschieht aufgrund der Erfahrungen, die im Spielbetrieb unter Covid-19-Voraussetzungen gemacht worden sind, und aufgrund veränderter Risikobewertungen. Hierbei haben wir nicht nur die Notwendigkeit der PCR-Testungen, sondern eine Reihe weiterer verpflichtender Maßnahmen, um die maximale Sicherheit zu erreichen. So hat etwa auch ein PCR-Test keine 100-prozentige Aussagekraft, und er ist – nimmt man Anwendungsfehler mit ins Kalkül – alleine nicht ausreichend“, sagt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. In der Bundesliga werden PCR-Tests und damit die deutlich teurere Variante genutzt. „Den BHC kostet das in dieser Saison eine sechsstellige Summe“, sagt Jörg Föste. Unabhängig von Testungen gilt für teaminterne Besprechungen Maskenpflicht.