Handball-EM Der fatale letzte Pass - Deutsche Handballer verpassen Gruppensieg

Deutschland glückt gegen Mazedonien nur ein Unentschieden. Damit verpasst man den Gruppensieg bei der Handball-EM.

Foto: dpa

Zagreb. Es gab dann doch noch die Siegchance. Zwölf Sekunden vor Schluss kam die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Mazedonien in Ballbesitz, nahm eine Auszeit und besprach sich. Ein Tor gelang aber nicht mehr.

Schlimmer noch: Sie spielte sich nicht mal mehr eine Chance heraus. So bleib es beim 25:25 (12:11). Es war das zweite Remis im dritten Vorrundenspiel der Europameisterschaft in Kroatien. Bedröbbelt verließ der Titelverteidiger das Feld in der Zagreber Arena. Mazedonien bejubelte den Punkt und den Gruppensieg. Deutschlands Torwart Andreas Wolff kochte vor Wut: „Ich bin sauer. Wir kriegen noch einmal die Möglichkeit zu gewinnen und leisten uns dann so einen undisziplinierten Pass.“

Kritik, die sich an Philipp Weber richtete, der zum Entscheidungsträger des finalen Angriffs auserkoren war und den Ball von Rückraum links auf Rechtsaußen warf. Doch Empfänger Patrick Groetzki stand gar nicht frei, versuchte aus spitzem Winkel noch zum Abschluss zu kommen, wurde aber gestoppt. Es gab zwar Freiwurf. Doch es war unmöglich, den erfolgreich zu verwandeln. „Das war die falsche Entscheidung von Philipp“, monierte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Es war eine Aktion, die zum schwachen Auftritt des Europameisters passte. Es fehlt derzeit an Leichtigkeit, an Risikobereitschaft und ganz bestimmt auch an Abschlussstärke. „Wir haben teilweise schlecht geworfen“, ärgerte sich Steffen Fäth, der nach seiner Nichtbeachtung gegen Slowenien (25:25) und seinem Kurzeinsatz im ersten EM-Spiel gegen Montenegro (32:19) von Beginn an im Angriff ran durfte. „Natürlich habe ich ein bisschen gebraucht, um reinzufinden“, meinte der Rückraumspieler. Das galt aber für das gesamte Team. Überrascht, dass der EM-Elfte von 2016 von der ersten Minute an mit dem siebten Feldspieler im Angriff agierte, fand die deutsche Deckung zunächst keinen Zugriff. Nach acht Minuten stand es 2:5. Die beiden bulligen Kreisläufer Stojanche Stoilov und Zharko Peshevski bereiteten der Abwehr anfangs große Probleme.

„Das gibt es selten, dass der Gegenspieler mehr Kilos auf die Waage bringt als ich“, sagte Finn Lemke, der schon nach drei Minuten und 24 Sekunden aufs Feld beordert wurde. „Man hat gesehen, was Finn uns gegeben hat“, war Wolff froh über die Rückkehr des Melsungers, der erst am späten Dienstagabend in Zagreb gelandet war, aber keinerlei Anpassungsprobleme aufwies. „Finn hat uns Sicherheit und Stabilität gegeben“, freute sich Bundestrainer Christian Prokop.

Nach dem Ausgleich von Uwe Gensheimer zum 7:7 (18.) erarbeitete sich die DHB-Auswahl drei Mal einen Drei-Tore-Vorsprung (10:7, 11:8, 12:9) — nach 42 Minuten lag sie aber mit drei Treffern zurück (16:19). Es war ein stetiges Auf und Ab gegen einen höchst unangenehmen Gegner. Mazedonien verschleppte das Tempo, spielte unansehnlich, hatte damit aber Erfolg. „Das ist eine abgezockte Truppe“, sagte Wolff, der nach 42 Minuten für Silvio Heinevetter Platz machte und die Schlussphase von der Bank aus betrachten musste.

Die Partie entwickelte sich zu einem Abnutzungskampf. „Zu einem taktisch interessanten Match“, wie Gensheimer meinte. Beide Mannschaften agierten in der Offensive ausschließlich mit dem siebten Feldspieler. Nach dem 21:20 (51.) durch den starken Steffen Weinhold legte Deutschland bis zum 25:24 (58.) von Philipp Weber jeweils vor, hatte dann aber Glück, dass Heinevetter mit einem sensationellen Reflex 15 Sekunden vor dem Ende gegen Stoilov das 25:26 verhinderte und damit die Siegchance für Deutschland noch ermöglichte. Kurzer Jubel. Weniger später lange Gesichter.