Deutsche Handballer bei EM wieder in Olympia-Form
Nis (dpa) - Mit einem gehaltenen Wurf kurz vor Spielende hat Torhüter Silvio Heinevetter den deutschen Handballern im Hexenkessel von Nis den ersten Sieg bei der EM gesichert. Durch das 24:23 (12:12) gegen Mazedonien bleibt die deutsche Auswahl zudem im Rennen um einen Olympia-Platz.
Die ganze Anspannung entlud sich in Jubelschreien und einem Freudentanz: Deutschlands Handballer haben in einer Nervenschlacht das drohende Aus bei der EM in Serbien abgewendet und mit dem ersten Sieg ihre Olympia-Chance gewahrt. Torhüter Silvio Heinevetter sicherte seinem Team mit einem gehaltenen Wurf kurz vor Spielende im Hexenkessel von Nis den eminent wichtigen Erfolg. In dem packenden Krimi vor mehr als 4000 Zuschauern überwiegend aus dem Balkanland warf Lars Kaufmann (6) die meisten deutschen Tore. Oliver Roggisch sah in der 50. Minute nach drei Zeitstrafen Rot.
„Ich kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen. Denn die Situation, in der wir waren, war alles andere als einfach. Aber heute hat sich die Mannschaft zurückgefightet“, bilanzierte Martin Heuberger dramatische 60 Minuten, nach denen er seinen zweiten Sieg im siebten Spiel als Bundestrainer feiern durfte. Vollends zufrieden aber ist er wegen der fehlenden Konstanz noch nicht. „Für mich ist die Welt noch nicht in Ordnung. Dafür habe ich noch zu wenig Vertrauen in die Mannschaft“, erklärte er. Auch der erfolgreichste deutsche Schütze Kaufmann war erleichtert. „Ich hoffe, das ist ein guter Start ins Turnier jetzt“, sagte der Angreifer.
„Wenn man mit einer Niederlage startet, kann es nur besser werden“, hatte Spielmacher Michael Haaß vor der Partie Zuversicht auf den ersten EM-Sieg unter Heuberger geweckt. Der Göppinger und seine Mitspieler hatten sich auf eine hitzige Atmosphäre vor fanatischen Fans eingestellt. Die Halle war nahezu komplett in mazedonischer Hand. Die Nationalfarben Rot und Gelb dominierten das Bild.
Schon beim Aufwärmen wurde die deutsche Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert empfangen. Zudem stellten die mazedonischen Anhänger ihre Deutschkenntnisse unter Beweis und sangen „Deutschland, Deutschland, auf Wiedersehen“. Bei Entscheidungen der isländischen Referees Leifsson/Palsson gegen ihre Mannschaft zeigten die Anhänger in Rot-Gelb aber auch ihre hässliche Seite: Immer wieder warfen sie Feuerzeuge und andere Gegenstände auf das Spielfeld und provozierten damit Unterbrechungen. „Kompliment an die mazedonischen Fans. 95 Prozent haben Party gemacht und fünf Prozent Feuerzeuge geworfen“, sagte Roggisch.
Unbeeindruckt von der Hexenkessel-Atmosphäre startete die deutsche Mannschaft in die Partie. Allerdings sorgte Bundestrainer Heuberger für eine Überraschung: Er verzichtete auf seinen Kapitän Pascal Hens und stellte stattdessen Kaufmann auf. Zudem vertraute er im Tor zunächst Carsten Lichtlein statt Heinevetter.
Trotzdem demonstrierte die DHB-Auswahl mit einer schnellen 3:0-Führung (4.) die im ersten Spiel vermisste Treffsicherheit. Zwar büßten die Deutschen beim 3:3 (7.) ihren Vorsprung wieder ein. Doch ließen sie sich davon ebenso wenig verunsichern wie vom ersten Rückstand beim 6:7 (16.). Vielmehr blieb die Mannschaft ruhig und konzentriert und ließ sich nicht aus dem Takt bringen. Als Kreisläufer Christoph Theuerkauf dem mazedonischen Schlussmann Petre Angelov beim Abwurf den Ball stibitzte und zum 11:9 (26.) traf, führte die DHB-Auswahl erstmals mit zwei Toren.
Allerdings ließen sich die Mazedonier um ihren Rückraumstar Kiril Lazarov nicht abschütteln, glichen zum 12:12-Pausenstand aus und brachten die deutsche Mannschaft mit 15:17 (40.) ins Hintertreffen. Nach dem erneuten Ausgleich zum 17:17 (43.) stand die Partie bis zum Ende auf des Messers Schneide.