Handball-WM in Frankreich Deutschlands Gegner: Kroatien ist mehr als nur Domagoj Duvnjak

Rouen. Eigentlich hatte er für Donnerstagmittag ein gemeinsames Kaffeetrinken mit den Kieler Kollegen in der Innenstadt von Rouen vereinbart. Doch Domagoj Duvnjak sagte kurzfristig ab.

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Seine Begründung: Verpflichtungen mit dem kroatischen Team. Für Andreas Wolff, seinem Keeper beim THW, bloß taktisches Geplänkel — was beweist: Die Kroaten nehmen das Finale der Gruppe C bei dieser Handball-WM gegen Deutschland sehr ernst. An diesem Freitag (17.45 Uhr) geht es um Platz eins. Freundschaften müssen da ruhen.

Noch ist in dem handballverrückten Land an der Adria nicht die große Euphorie ausgebrochen. Das wird sich aber ändern. „Spätestens ab dem Achtelfinale“, glaubt Duvnjak, der sich mit seinen Mitspielern ein Minimal-Ziel gesetzt hat: Viertelfinale. Das Team des EM-Dritten des Vorjahres befindet sich im Umbruch. Langjährige Leistungsträger wie Marko Kopljar, Ivan Cupic oder Torwart Mirko Aliovic sind in Frankreich nicht mehr dabei. Dafür vier Debütanten. „Dem Team fehlt noch die Erfahrung“, sagt etwa der ehemalige kroatische Superstar Ivano Balic. Und es fehlt die Konstanz. Auch bei der WM in Rouen. Gute und schlechte Phasen wechseln sich noch immer schnell ab.

Aber der Weltmeister von 2003 verfügt dennoch über reichlich Potenzial. Das von Duvnjak kennen alle aus der Bundesliga. Immer stärker wird aber auch Luka Cindric, der zweite Spielmacher, der wuseliger als der Welthandballer von 2013 ist und bei seinem Club RK Vardar Skopje schon bewiesen hat, auch in wichtigen Begegnungen entscheidende Akzente zu setzen. Hinzukommen Linksaußen Manuel Strlek, der hoch talentierte Torwart Filip Ivic (beide KS Vive Kielce) und die beiden großgewachsenen rechten Rückraumspieler Luka Stepancic (Paris St. Germain) und Luka Sebetic (HC Zagreb).



„Eine Weltklasse-Mannschaft“, wie Bundestrainer Dagur Sigurdsson sagt. Eine, die „bald die Welt dominieren“ wird, wie die Zeitung „Vecernji List“ in der Heimat bereits prophezeit. Dazu ist die Truppe taktisch gewieft und mit allen Wassern gewaschen. Im bisherigen Turnierverlauf erledigten die Kroaten ihre vier Aufgaben nie glänzend, aber immer erfolgreich.

Als es gegen Weißrussland (31:25) bis zur 45. Minute eng war (21:20), kam Domagoj Duvnjak aufs Feld und entschied die Begegnung mit vier Treffern beinahe im Alleingang. Wegen leichter Knieprobleme hatte sich der Star eigentlich schonen wollen. Gegen Chile blieb er am Mittwoch dann tatsächlich 60 Minuten draußen. Gegen Deutschland will der vorne wie hinten nach wie vor zur absoluten Weltspitze gehörende Duvnjak das erste Mal bei diesem Turnier so richtig zünden und dem Europameister „wehtun“. Dem wird alles untergeordnet. Da muss selbst das Kaffeetrinken mit Freunden ausfallen.