DHB auf vielen Ebenen unter Zugzwang
Magdeburg (dpa) - Der Deutsche Handballbund (DHB) steht nach dem Verpassen der WM 2015 vor einer Mammut-Aufgabe. Der mit über 800 000 Mitgliedern stärkste Fachverband der Welt muss spätestens bis zur Heim-WM 2019 den Totalschaden reparieren.
Einziger Vorteil: Deutschland ist dann wie Mit-Gastgeber Dänemark schon qualifiziert. Doch die fünf Jahre sind eine kurze Zeit, weitere Rückschläge wären auch finanziell kaum zu verkraften. Immerhin steht 2017 mit der Frauen-EM ein weiteres kostenintensives Event für den DHB an.
Schon nach der Frauen-WM 1997 kam der DHB in finanzielle Turbulenzen, die im Rücktritt des damaligen Präsidenten Bernd Steinhauser gipfelten. Auch nach der Ära von Ulrich Strombach ist der Verband trotz des WM-Titels von 2007 nicht auf Rosen gebettet. Die damals eingesetzte Strategiekommission endete in Schall und Rauch.
Die Weichenstellung mit dem neuen Präsidenten Bernhard Bauer und Vizepräsident Bob Hanning begann mit einem neuen Hauptsponsor (AOK) vielversprechend, auch wenn das neue Strategie-Konzept „Goldjungs“ vom Namen her derzeit unpassend erscheint. Mit dem Vermarktungsexperten Mark Schober, der vor dem verlorenen WM-Playoff-Spiel in Magdeburg gegen Polen offiziell vorgestellt wurde, soll die Professionalisierung des Verbandes in schwieriger Lage vorangetrieben werden.
„Mit der Kombination aus wirtschaftlichem, organisatorischem und handballerischem Knowhow wird er die Entwicklung unseres Verbandes maßgeblich vorantreiben. Mark Schober ist sowohl in der Wirtschaft als auch im Sport hervorragend vernetzt“, betonte Bauer.
Diese Kontakte sind derzeit bitter nötig. „Wir haben das dritte Turnier und die höchste Reichweite für die Zuschauer verpasst“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer nach dem WM-Aus gegen Polen. Nach den beiden Niederlagen ist das Mutterland des Handballs nach Olympia 2012 und der EM in diesem Jahr auch bei der WM 2015 in Katar nicht dabei. Die Arbeit von Bundestrainer Martin Heuberger, der nach den Junioren-WM-Titeln 2009 und 2011 verstärkt auf die von ihm damals betreuten Youngster gesetzt hatte, endete im Desaster. Dennoch erntete der Coach für seinen Umbruch-Prozess viel Lob.
Doch zu einem Weltklasse-Trainer, wie sie teilweise in der Bundesliga agieren, fehlte ihm bisher eine Portion Abgeklärtheit und Cleverness. Nach der Analyse seiner dreijährigen Arbeit an diesem Dienstag durch das DHB-Präsidium darf Heuberger dann am Mittwoch Präsident Bauer und Vize Hanning noch einmal seine Sicht der Dinge darstellen - und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Danach will der DHB eine Entscheidung verkünden.
Hanning, der nach eigenen Angaben zweigleisig gefahren ist („Es ist ja unprofessionell, wenn man sich nicht grundsätzlich auf verschiedenen Themenfeldern bewegt“), verlangt vom neuen Bundestrainer, dass er den Aufbau hinbekommt. „Er muss die Mannschaft hinter sich bringen, neu motivieren, einfach auch neue Ziele bestreiten, denn es wird jetzt erstmal ein schwerer Weg“, meinte der neue mächtige Mann im DHB. Allerdings betonte er vielsagend: „Da ist es wichtig, dass wir auch mit Martin Heuberger sprechen, wie er die Situation analysiert und dann eine gemeinsame Entscheidung treffen.“