DHB-Frauen als Erster ins WM-Achtelfinale
Novi Sad (dpa) - Clara Woltering behielt acht Sekunden vor Schluss die Nerven: Die Torfrau parierte gegen die Ungarinnen einen Siebenmeter und rettete den deutschen Handball-Frauen mit ihrem Reflex bei der WM in Novi Sad das 27:26 (14:16) gegen den Favoriten.
Die Bilanz bleibt damit makellos.
Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) erreichte mit dem fünften Sieg im fünften Spiel der Vorrundengruppe D verlustpunktfrei als Gruppenerster das Achtelfinale. In der Runde der letzten 16 ist am Sonntag - abermals in Novi Sad - Angola der nächste Kontrahent. Der Afrikameister verlor mit 21:30 (10:14) gegen Spanien und belegte Platz vier in der Parallelgruppe C.
Einmal mehr war Susann Müller die überragende Spielerin im deutschen Team. Die Rückraumspielerin vom HC Leipzig markierte 13 Tore und führt mit 45 Treffern die Torschützenliste des Turniers an.
„Es war ein sehr gutes Match zweier Mannschaften, die sich sehr gut kennen. Ich bin sehr glücklich, dass wir diesen Sieg mit dieser jungen Mannschaft geschafft haben. Jetzt beginnt das Turnier wieder bei Null“, sagte Bundestrainer Heine Jensen. Und Rückraumspielerin Laura Steinbach ergänzte: „Wir haben eine sehr starke Gruppe gespielt und sind Erster, aber wir haben noch nichts gewonnen.“
Im Endspiel um den Gruppensieg setzte Jensen wieder auf seine Stammformation. Im Gegensatz zur Partie gegen Tunesien am Vortag agierte wieder Anja Althaus am Kreis statt Wiebke Kethorn. Auf Linksaußen kam Natalie Augsburg für Angie Geschke zurück ins Startaufgebot.
Das zahlte sich zunächst aus. Die deutsche Mannschaft erspielte sich eine 4:2-Führung (10.) Diese bestand aber nur kurz. Angeführt von der nicht zu bändigenden Anita Görbicz, die in der ersten Halbzeit acht Tore markierte, übernahm der deutsche „Angstgegner“ Ungarn die Initiative.
Dabei leistete die deutsche Mannschaft eifrig Hilfestellung. Nach dem 6:5 (15.) präsentierte sich der EM-Siebte von seiner schwachen Seite. Leichte Ballverluste im Angriff, anfängerhafte Abspielfehler und zu lasche Abwehrarbeit machten es den Ungarinnen leicht, sich in Szene zu setzen und ihre Fans zu begeistern.
Auch eine Auszeit des Bundestrainers nach dem 9:12 (23.), in der er seine Spielerinnen wieder zu mehr Konzentration aufforderte, brachte zunächst keine Besserung. Der Rückstand wuchs in der 25. Minute auf 9:13 an. Danach aber besann sich die deutsche Mannschaft auf ihre kämpferischen Qualitäten. Die treffsichere Susann Müller und Laura Steinbach, die beim ungarischen Top-Team Ferencvaros Budapest ihr Geld verdient, sorgten mit jeweils zwei Treffern in der Schlussphase dafür, dass der Pausenrückstand nur 14:16 betrug.
Nach dem Wiederanpfiff setzte die DHB-Auswahl ihre Aufholjagd fort. Erneut Steinbach und WM-Top-Torjägerin Müller mit ihrem bereits 38. Turniertreffer bescherten dem deutschen Team beim 16:16 (37.) das erste Unentschieden seit dem 6:6. Danach bot der EM-Siebte dem Favoriten das erwartete Duell auf Augenhöhe.
Zwar lief das Team um die starke Torhüterin Clara Woltering zunächst weiterhin einem knappen Rückstand hinterher. Doch kamen die Ungarinnen nicht mehr in dem Maße zur Entfaltung wie in den ersten 30 Minuten. Die Leipziger Rückraumspielerin Müller warf mit ihrem zehnten Treffer des Spiels die deutsche Mannschaft mit 23:22 (48.) in Front. In der Schlussphase behielt das DHB-Team die Nerven und feierte den verdienten Erfolg.