DHB-Team unter Erfolgsdruck - Gensheimer neuer Kapitän

Frankfurt/Main (dpa) - Angeführt vom neuen Kapitän Uwe Gensheimer bestiegen Deutschlands Handballer mit breiter Brust den Flieger nach Danzig.

DHB-Team unter Erfolgsdruck - Gensheimer neuer Kapitän
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Im Playoff-Hinspiel der WM-Qualifikation am Samstag will die DHB-Auswahl dem EM-Sechsten Polen mit Leidenschaft trotzen und schon vor dem Rückspiel am 14. Juni in Magdeburg die Weichen für die WM-Reise 2015 nach Katar stellen. „Wir fahren mit Riesenselbstvertrauen nach Polen. Wir mögen es, Spiele zu haben, wo es um alles geht. Uns ist nicht Angst und Bange. Wir wollen Vollgas geben“, versprach Rückraum-Ass Holger Glandorf vom Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt vor der Abreise.

Nicht an Bord war überraschend Linksaußen Dominik Klein vom deutschen Meister THW Kiel, der von Bundestrainer Martin Heuberger wie der erkrankte Tobias Reichmann und Kristian Nippes nicht berücksichtigt wurde. Heuberger sieht seine Truppe trotz der verpatzten Generalprobe gegen Norwegen (30:32) für den Richtung weisenden Auftritt im Hexenkessel von Danzig gerüstet: „Wir werden in Polen vor einer stimmgewaltigen Kulisse agieren müssen. Das sind unsere Spieler aber aus der Bundesliga und der Champions League gewohnt.“

Vor dem Abflug bestimmte der Bundestrainer Gensheimer zum neuen Kapitän. Der 27 Jahre alte Linksaußen von den Rhein-Neckar Löwen, zuletzt dreimal nacheinander „Handballer des Jahres“ in Deutschland, tritt die Nachfolge von Oliver Roggisch an. „Uwe hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Weltklassespieler entwickelt. Dank seiner starken Persönlichkeit und hohen Akzeptanz in der Mannschaft ist er eine wichtige Größe. Deshalb habe ich mich für ihn entschieden“, begründete Heuberger seine Wahl.

Gensheimer gab für die Partie gleich die Richtung vor: „Wir werden in Polen keinen Schönheitspreis gewinnen. Wir werden aber das Maximale aus uns herausholen und wollen unsere beste Leistung zeigen.“ Wie Heuberger erwartet auch Rückkehrer Michael Kraus eine hitzige Atmosphäre. „Uns sind in Polen schon negative Emotionen entgegengeschlagen, mitunter auch Hass. Darauf sind wir vorbereitet“, sagte der Aufbauspieler.

Davon darf sich die DHB-Auswahl nicht beeindrucken lassen, soll es nach dem Verpassen der Olympischen Spiele 2012 und der EM 2014 endlich wieder mit der Teilnahme an einem Großereignis klappen. Für die Spieler geht es zudem auch um viel Geld. „Ihre Tagegelder sind eingefroren und werden nur ausbezahlt, wenn wir uns qualifizieren“, erklärte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

Eine erfolgreiche WM-Qualifikation würde dem deutschen Handball auf dem eingeschlagenen Weg zu alter Stärke enorm weiterhelfen. „Ein Scheitern ist natürlich möglich. Dann müssten wir noch mal einen Schritt zurückmachen“, verdeutlichte Hanning die Bedeutung der Alles-oder-Nichts-Spiele. „Es würde aber einen deutlichen Schritt nach vorne geben, wenn wir es schaffen.“

Immerhin hat das neue DHB-Präsidium seit seiner Wahl im September 2013 schon einiges bewirkt. „Wir haben Strukturkosten in sechsstelliger Höhe eingespart und den Haushalt konsolidiert“, berichtete Hanning. Rechtzeitig vor den WM-Playoffs wurde mit der AOK zudem ein zahlungskräftiger Hauptsponsor für die nächsten vier Jahre gewonnen. „Das Geld fließt jetzt dorthin, wo es gebraucht wird, und zwar in den Verband“, erklärte Hanning mit einem Seitenhieb auf das alte Präsidium.

Die allgemeine Aufbruchstimmung soll nun durch einen sportlichen Erfolg zusätzlich befeuert werden. „Wir haben die einzige richtig funktionierende Liga in Europa. Der Handball funktioniert auch im Fernsehen. Wir haben eine Verantwortung dafür, dass dies so bleibt“, beschwor Hanning und stieß damit zumindest bei Kraus auf offene Ohren: „Wir als Nationalmannschaft sind in der Pflicht. Wir sind das Zugpferd für Sponsoren.“