EM für Serbiens Handballer: Motivation und Druck
Nis (dpa) - Ausverkauft. Seit Wochen gibt es keine Karten mehr. Serbiens Handballer sind bei der am Sonntag beginnenden Heim-EM ein Fanmagnet. Bei den drei Vorrundenspiele in der Gruppe A wird fast jeder Zuschauer in der 8000 Plätze bietenden Pionir Arena die Mannschaft des Gastgebers anfeuern.
Für Rückraum-Star Momir Ilic bildet die mitreißende Kulisse eine ideale Grundlage, dass sich Serbien den Traum von Olympia erfüllen kann. „Wenn du zu Hause 6000 oder 7000 Zuschauer hast, ist das einfach leicht. Mit dieser Motivation kann man nicht so leicht verlieren“, sagte der Handball-Profi vom deutschen Rekordmeister THW Kiel in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Serbien spielt in Deutschlands Parallelgruppe gegen Polen, Dänemark und die Slowakei. Läuft alles nach Plan, treffen der EM-Gastgeber und die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in der Hauptrunde aufeinander und kämpfen um das gleiche Ziel: Einen von zwei Plätzen in einem Olympia-Qualifikationsturnier in Dänemark oder Spanien. „Es ist eins unserer Ziele, dass wir die Olympia- Qualifikation erreichen. Das ist ein Traum für mich und alle Mitspieler“, sagte Ilic.
Die Serben sind ein ernstzunehmender Anwärter auf die Teilnahme an einem der beiden Ausscheidungsturniere für London. „Viele gute Mannschaften sind noch nicht qualifiziert für die olympische Quali. Das wird einfach schwierig. Aber wir sind alle bereit. Und die Leute in Serbien erwarten das von uns. Ich hoffe, dass wir unser Ziel erreichen können“, urteilte Ilic.
Zwar waren ihre jüngsten Auftritte bei großen Turnieren mit Platz acht und zehn bei den Weltmeisterschaften 2009 und 2011 sowie dem 13. Rang bei der EM vor zwei Jahren alles andere als berauschend. Auch liegt der letzte Medaillengewinn mit Bronze bei der WM 2001 in Frankreich (noch im Staatenbund mit Montenegro) bereits elf Jahre zurück. Doch nun wollen die Mannen um Ilic und seinen künftigen Kieler Kollegen Marko Vujin ihre Handballtradition wiederbeleben und dem Basketball als Nummer 1 im serbischen Sport näher rücken.
„Basketball hat bisher viele, viele Erfolge gehabt. Die sind verdient Nummer 1 im Sport in Serbien. Ich hoffe aber, dass wir Handball wieder dahin zurückbringen können, wo er früher war“, meinte Ilic. Serbien als Nachfolger des einstigen Vielvölkerstaates Jugoslawien kann immerhin auf einen Olympiasieg (1984), einen WM-Titel (1986) sowie einmal Silber und viermal Bronze bei Weltturnieren zurückblicken.
Mit Stolz sieht der 30 Jahre alte Rückraumspieler auf die Heim-EM. „Das ist sehr, sehr wichtig für mich und all die Menschen in Serbiens Handball, dass wir zu Hause spielen und dass wir uns positiv präsentieren können“, meinte er. Doch ist er sich auch der riesigen Erwartungen bewusst, die die Anhänger im ganzen Land an die Mannschaft haben. Es sei ein „großer Druck, dass wir zu Hause gut spielen müssen und auch etwas erreichen müssen“. Ihm aber mache das nichts aus, beteuerte er. „Für mich ist das kein Problem, denn ich spiele fast jedes Spiel in der Bundesliga mit diesem Druck. Auf der anderen Seite ist das eine sehr schöne Sache für einen Handballer, wenn du diesen Druck hast und am Ende gewinnst. Das ist bestens.“