EM und Nachwuchs: Brand an Schnittstellen
Leipzig (dpa) - Erst will Heiner Brand die Nationalmannschaft zur EM 2012 führen, ab Juni dann für ihren Nachwuchs sorgen: An der Schnittstelle zwischen Gegenwart und Zukunft hat der scheidende Bundestrainer erneut die Vereine in die Pflicht genommen und eine Quote für deutsche Spieler gefordert.
„Ich bin nicht unbedingt ein Freund einer Quote. Aber man muss sehen, die Quote bringt zumindest die Verpflichtung, deutsche Spieler zu haben und mit ihnen zu arbeiten. Wenn man mit ihnen arbeitet, werden sie sich auch entwickeln. Insofern ist eine Quote ein Notinstrument, das helfen kann, die Entwicklung des Nachwuchses zu fördern“, sagte der 58-jährige Gummersbacher.
Bis zu seiner Demission zum 30. Juni muss er jedoch erstmal mit den arrivierten Akteuren auskommen. Drei Punkte aus den Partien am 8. Juni in Innsbruck gegen Österreich und am 12. Juni in Trier gegen Lettland sind Pflicht, um die EM in Serbien zu erreichen. Und motiviert genug dafür ist Brand trotz seines nahenden Abschieds. „Ich bin ehrgeizig genug, alles dafür zu tun“, verkündete er.
Für das Vorhaben weiß Brand auch die Auswahlspieler hinter sich. „Jetzt müssen wir gemeinsam mit Heiner die letzten beiden EM-Qualifikationsspiele so angehen, wie wir gegen Island gewonnen haben - als Team hat das funktioniert und als Team müssen wir das auch schaffen“, sagte Linksaußen Dominik Klein und erinnerte an die Gala beim 39:28-Sieg gegen den Olympia-Zweiten.
Eine erfolgreiche EM-Qualifikation würde Brand den Wechsel ins Hauptamt eines Managers im Deutschen Handballbund (DHB) erleichtern. Dort steht er mit einem Sieben-Punkte-Plan vor einer Mammutaufgabe. Er soll Ausbildungsleitlinien für den Nachwuchs erstellen, die wissenschaftliche Arbeit angehen, Kriterien für die frühzeitige Talenterkennung erarbeiten, die Talentförderung mit den Landesverbänden koordinieren, Nachwuchs-Elitespieler als Mentor sportlich und beruflich begleiten, Trainer ausbilden und zu guter Letzt auch noch die Topsponsoren betreuen und gewinnen.
Mit seinem Rücktritt als Bundestrainer hofft er nun auch auf eine Verbesserung des Klimas zu den Clubs, von denen er einige erneut harsch wegen mangelnder Nachwuchsförderung kritisierte. „Ich bin jetzt nicht mehr der Ansprechpartner in Bezug auf die Nationalmannschaft. Deswegen ist das auch eine Chance. Vielleicht ist das für die Leute jetzt auch ein Neuanfang, wo sie mit einem neuen Bundestrainer bereit sind, neue Wege zu gehen“, sagte Brand.
Ihm liegt an einer Entspannung des schwierigen Verhältnisses zur Liga. „Es gibt immer diese Schnittstellen in allen Spielsportarten mit unterschiedlichen Interessensschwerpunkten Liga und Nationalmannschaft. Aber man muss kooperieren, wenn man Erfolg haben will“, sagte der Gummersbacher. Und dafür wünscht er sich nicht nur die sportliche Ausbildung der Spieler in den Vereinen, sondern anhand des Beispiels Frankreich auch eine Arbeit an der Einstellung. Brand: „Da wird den jungen französischen Spielern vermittelt, ihr müsst stolz sein, für Frankreich zu spielen. Und was wird unseren Spielern vermittelt? Passt auf, dass ihr euch nicht verletzt bei der Nationalmannschaft.“