Meinung Erblüht im Zeitraffer
Vor einem Jahr plagte Handball-Deutschland ein zerstrittenes Präsidium und eine Nationalmannschaft, die nur über eine peinliche, weil andere Nationen missachtende Wildcard an der WM in Katar teilnehmen durfte, die kein deutscher TV-Sender übertragen hat.
Alles fühlte sich negativ an: Schon 2012 bei Olympia in London und 2014 bei der EM in Dänemark war die DHB-Auswahl nur Zuschauer. Daran bemisst sich dieser großartige deutsche Erfolg bei dieser EM — genau ein Jahr später: EM-Finale, eine elektrisierte Nation, neu entdeckter Handball. Mit einer Mannschaft voll von Nachwuchskräften und Spielern der zweiten Reihe, die ihrer eigenen Entwicklung in Polen um zwei, drei Jahre vorausgeeilt sind. Die erst 2019 bei der WM in Deutschland oder vielleicht 2020 bei Olympia in Tokio die Weltklasse entdecken sollten.
Der deutsche Handball hat zuletzt vieles richtig gemacht: Zuerst mit einem Jugendförderkonzept, dazu mit einem pausenlos antreibenden Vizepräsidenten Bob Hanning und dann mit einem Bundestrainer, der sich diesem Konzept auch verpflichtet sieht. Und jetzt belohnt wird mit einer Schwemme von Talenten, die endlich in der Liga Spielanteile und Verantwortung übertragen bekommen. Die zeigen, was es wert ist, wenn man Raum bekommt für eine Entwicklung. Eine Entwicklung, die erst einmal bis ins Finale am Sonntag in Krakau geführt hat. Aber danach sicher nicht zu Ende ist.