Handball Nur dabeisein reicht Max Darj vom BHC bei Olympia nicht
Wuppertal/Tokio · Das Handball-Ass des Bergischen HC will sich nach dem Olympiatraum nun in Tokio mit Schweden auch den Medaillenwunsch erfüllen. Pause hatte er nach der langen Meisterschaftssaison so gut wie keine.
Viel Zeit hat Max Darj nach dem letzten Bundesliga-Saisonspiel des Bergischen HC bei den Füchsen Berlin nicht vergeudet. Sonntag vor einer Woche hatten sich die Löwen am frühen Abend mit einem 27:29 und dem zwölften Platz verabschiedet, am folgenden Montagmorgen gegen 10 Uhr war der Kreisläufer bereits in seiner schwedischen Heimat in Alingsas angekommen. „Viel Urlaub ist in diesem Jahr nicht. Da nutze ich jede Minute“, sagt der 29-Jährige, der bereits an diesem Freitag mit der schwedischen Handball-Nationalmannschaft in die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele gestartet ist.
Die Schweden absolvieren am Montag, 12. Juli, ein Testspiel gegen Dänemark, fliegen zwei Tage später ins Trainingslager nach Fukuoka (Japan), wo sie eine weitere Partie gegen Norwegen bestreiten. Am 21. Juli geht es dann nach Tokio, wo das Olympische Handballturnier drei Tage später für die Schweden mit der Begegnung gegen Bahrain (14.15 Uhr Ortszeit, 7.15 Uhr in Deutschland) beginnt. „Die Zeit zur Regeneration ist natürlich gering. Aber wenn man zu Olympia will, muss man das akzeptieren“, sagt Darj, dem voraussichtlich als einzigem BHC-Spieler diese Ehre zuteil wird.
Überreden musste das Abwehr-Ass niemand. „Die Teilnahme ist ein Kindheitstraum von mir. Das ist für jeden Sportler etwas Besonderes“, erläutert er. „Es sind tolle Erlebnisse, bei der WM oder EM zu spielen. Aber die Chance auf Olympia bekommt man vielleicht nur einmal in seinem Leben.“ Die Vorfreude sei immens. „Das liegt auch daran, dass wir gar nicht genau wissen, was uns erwartet. Wir werden ins Olympische Dorf einziehen und sehr viel Handball spielen – das ist klar.“ Seine Hoffnung, vielleicht auch etwas von Tokio erleben zu dürfen, hat nach dem neuerlichen Lockdown dort allerdings einen Dämpfer erhalten.
Dass die Belastung in den letzten beiden Monaten der gerade beendeten Bundesliga-Saison enorm war, spürt auch Max Darj. „Das Pensum mit 14 Spielen in acht Wochen war anstrengend für den Körper und auch für den Kopf, weil wir nicht mehr das Level erreicht haben, das wir vor der doppelten Quarantäne hatten“, blickt der Schwede zurück. „Ich kann deshalb auch nicht mit dem zwölften Platz zufrieden sein. Vor der Quarantäne hatten wir vielleicht zwei oder drei Spiele, in denen wir nicht gut waren. Danach war es umgekehrt. Da konnten wir noch zwei- oder dreimal zufrieden mit uns sein.“ Auf die hohe Belastung will es Darj nicht schieben. „Die war für alle so. Ich hatte das Gefühl, dass wir zum Schluss nach jedem Schritt vorwärts zwei zurück gemacht haben.“
Warum das so war, kann auch der 29-Jährige schwer beurteilen. „Unser Selbstvertrauen war schon ein bisschen weg.“
Wie ungern Darj verliert, lässt sich während der Partien in seinem Gesicht ablesen. Der Kreisläufer spielt nicht nur stark, er ist auch kämpferisch ein absolutes Vorbild. Das gilt auch für die schwedische Nationalmannschaft, die auch dank seiner Leistungen im Januar Vizeweltmeister wurde und sich im Olympischen Qualifikationsturnier im März locker durchsetzte. „Es zu Olympia zu schaffen, ist fast genauso schwierig, wie dort erfolgreich zu sein“, ist Darj überzeugt, der deshalb große Ambitionen hat. „Dabeisein ist toll. Aber wenn man erst einmal dort ist, will man auch gewinnen.“ In der Vorrundengruppe mit Bahrain, Dänemark, Portugal, Japan und Ägypten müssen die Schweden mindestens Vierter werden, um ins Viertelfinale einzuziehen. „Es ist ein kompakter Modus. Die K.o.-Runde wollen wir auf jeden Fall erreichen. Und danach ist alles möglich.“
Im Optimalfall steht Darj am 7. August im Finale um die Goldmedaille. Seine BHC-Teamkameraden befinden sich dann längst in der Vorbereitung auf die neue Saison. Der Olympia-Rückkehrer wird noch ein paar Tage frei bekommen und dann voller Tatendrang einsteigen. Darj: „Es ist mein großes Ziel, mich und das Team weiterzuentwickeln. Das haben wir 2020/21 schließlich nicht die ganze Zeit geschafft.“