Ex-DHB-Chef: Kein Kommentar - Scheitert Abwahl?
Leipzig (dpa) - Zwei Tage vor der Krisensitzung des von einer Schlammschlacht erschütterten Deutschen Handballbundes (DHB) hat Ex-Präsident Bernhard Bauer sein Schweigen gebrochen - und dennoch nichts gesagt.
Der 64-Jährige lehnte eine Stellungnahme zu den Querelen um die Verbandsführung und zu Spekulationen über seine Rückkehr an die DHB-Spitze ab. „Kein Kommentar“, sagte Bauer der Deutschen Presse-Agentur.
Mit seinem Rücktritt im März nach eineinhalb Jahren, für den ein Zerwürfnis mit dem Vizepräsidenten für Leistungssport, Bob Hanning, als Grund galt, hatte Bauer den Verband in die Krise gestürzt und einen Machtkampf ausgelöst. Vor der Neuwahl des Präsidenten auf dem Außerordentlichen Bundestag am 26. September in Hannover haben vier Landesverbände die Abwahl aller Vizepräsidenten beantragt. Seither war über eine Rückkehr Bauers spekuliert worden.
Am Samstag wird der Bundesrat als höchstes Verbandsgremium zwischen den Bundestagen in Kassel versuchen, die Wogen zu glätten. Damit sollen die Weichen für die in Hannover geplante Wahl von Andreas Michelmann zu Bauers Nachfolger gestellt werden. Zudem erwarten Teilnehmer der Tagung eine Stellungnahme von Bernhard Bauer.
Unterdessen droht der Vorstoß der Landesverbände Württemberg, Bayern, Hessen und Niedersachsen zur Abwahl aller Vizepräsidenten inklusive Hanning und dem für Amateur- und Breitensport zuständigen Michelmann aus formalen Gründen zu scheitern. Laut Bild.de sollen Fristen versäumt worden sein. „Bislang liegt keine Begründung für den Antrag vor“, sagte DHB-Generalsekretär und Interimspräsident Mark Schober am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Thomas Dieterich, Geschäftsführer des Landesverbandes Württemberg, hingegen erklärte: „Unserer Kenntnis nach haben wir den Antrag fristgerecht gestellt.“
Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen steht Hanning. Der Leistungssportchef und Manager des EHF-Pokalsiegers Füchse Berlin war im Zuge des Machtkampfes zuletzt von Weltmeister-Trainer Heiner Brand mit dem Vorwurf der Eigeninszenierungen und des Narzissmus sogar persönlich scharf angegriffen worden.
Brand war bis zum Juni beim DHB als Sportmanager angestellt. Sein ausgelaufener Vertrag war nicht verlängert worden. Der Weltmeister als Spieler und Bundestrainer hatte nach der einstimmigen Wahl Hannings zum Vizepräsidenten eine Zusammenarbeit mit ihm als Vorgesetzten abgelehnt, weil Hanning einst sein Co-Trainer war. Als Kompromiss war der Gummersbacher daraufhin unmittelbar Bauers Verantwortung zugeordnet worden. Eine Weiterbeschäftigung Brands war trotz finanzieller Zugeständnisse von seiner Seite am Präsidium gescheitert.
Hanning will sich mit Verweis auf die Bundesratssitzung vorerst weder zu den Angriffen von Brand noch zu den Vorgängen im Verband äußern. Einen freiwilligen Rücktritt vom Amt des DHB-Vizepräsidenten Leistungssport lehnt er nach dpa-Informationen ab. Im Falle einer Abwahl könnten sich für den Verband weitere personelle Konsequenzen ergeben: Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Donnerstag) unter Berufung auf das Umfeld des Füchse-Managers berichtete, könnte Bundestrainer Dagur Sigurdsson auf sein Amt verzichten.