Gekämpft, aber verloren: DHB-Frauen zittern um WM
Dessau-Roßlau (dpa) - Gekämpft, gerackert und doch verloren: Die Qualifikation zur WM in Dänemark wird für die deutschen Handball-Frauen zur Zitterpartie.
Trotz einer leidenschaftlichen Aufholjagd verlor die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) das Playoff-Hinspiel in Dessau gegen Rekord-Weltmeister Russland mit 20:22 (8:10). Vor 3007 Zuschauern in der ausverkauften Anhalt-Arena überzeugten die Torhüterinnen Clara Woltering und Katja Schülke sowie die vierfache Torschützin Kerstin Wohlbold im deutschen Team, das einen Sechs-Tore-Rückstand zwischenzeitlich wettmachte.
Am kommenden Samstag folgt das Rückspiel in Astrachan. Nur der Sieger aus beiden Partien qualifiziert sich für die WM-Endrunde vom 5. bis 20. Dezember und wahrt zugleich die Chancen auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016. „Für uns sind die Spiele sehr wichtig. Nur die Teilnahme an der WM ermöglicht die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Und daran sind Fördermittel gebunden“, sagte Mark Schober, Generalsekretär und Interims-Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB).
„Heute sind wir etwas niedergeschlagen, dass wir verloren haben. Aber wir haben immer noch die Chance, die WM zu erreichen. Ich bin froh, dass wir nur 22 Tore kassiert haben. Zufrieden bin ich mit der Abwehr“, sagte Bundestrainer Jakob Vestergaard. Ebenso beurteilte Kerstin Wohlbold die Situation: „Wichtig war, dass wir nicht viele Tore bekommen haben. Dadurch reicht uns schon ein 23:21.“
Wie befürchtet musste der Gastgeber Shenia Minevskaja verzichten. Die Rückraumspielerin vom TuS Metzingen laboriert noch an den Folgen einer Sprunggelenksblessur, wegen der sie bereits beim Testspiel am 31. Mai gegen die Niederlande (31:29) pausiert hatte. „In Russland sollte sie wieder mitspielen können“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.
Sowohl er als auch Interims-Präsident Schober zogen die Möglichkeit, eine von zwei Wildcards des Weltverbandes IHF im Falle des Scheiterns zu erhalten, nicht in Betracht. „Damit beschäftigen wir uns nicht. Denn wir gewinnen die beiden Spiele und qualifizieren uns auf dem üblichen Weg für die WM“, sagte Generalsekretär Schober.
Doch gut eine Viertelstunde lang sah es aus, als müssten sich die Funktionäre schon im Hinspiel doch Gedanken über eine Wildcard machen. Die deutsche Mannschaft agierte mutlos gegen die offensive und aggressive Abwehr der Russinnen. Diese nahmen dem Rückraum jegliche Wirkung. So war die 2:1-Führung (3.) nicht lange von Bestand. In den 13 anschließenden Minuten warf das DHB-Team kein Tor, kassierte aber im Gegenzug sieben Tore hintereinander.
Beim 2:8-Rückstand (16.) drohte, sich ein Debakel anzubahnen, obwohl Torhüterin Clara Woltering noch beste deutsche Spielerin war. Dann aber beweis Bundestrainer Vestergaard ein glückliches Händchen. Er tauschte auf der Spielmacher-Position Kerstin Wohlbold für Nina Wörz. Fortan war viel mehr Zug im deutschen Angriffsspiel, jegliches Zögern und Zaudern war vorbei.
Die Regisseurin vom Thüringer HC lebte die geforderte Entschlossenheit in jeder ihrer Aktionen vor. So startete der Gastgeber seine Aufholjagd, die beim 8:10 von der Pausensirene unterbrochen wurde. Beim 13:13 (39.) gelang erstmals wieder der Ausgleich.