„Goldjungs“: Verband will Handballer besser vermarkten
Leipzig (dpa) - Handballer des Jahres, Publikumsliebling und nun Werbe-Pionier: Uwe Gensheimer kommt als Erster in den Genuss einer neuen Vermarktungsstrategie für die Nationalspieler.
Ein Personaldienstleister aus Hamburg hat die Patenschaft für den Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen übernommen und damit am Donnerstag den Startschuss für eine Kampagne des Deutschen Handballbundes (DHB) gegeben. Der Verband will seine Nationalspieler als „Goldjungs“ einzeln vermarkten.
Auf dem Weg zur WM 2019 in Deutschland und Dänemark und den Olympischen Spielen 2020 erhofft sich der Verband nach vorsichtigen Schätzungen zunächst Einnahmen von bis 300 000 Euro pro Jahr. „Wir haben noch nicht alle Möglichkeiten der Vermarktung ausgeschöpft“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning der Nachrichtenagentur dpa. Für die Frauen, die bereits 2017 ihre Heim-WM spielen, plant der Verband eine ähnliche Initiative.
Entwickelt hat das Konzept Thorsten Storm. Der Manager des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, der bereits Auswahl-Kapitän und künftigen Geschäftsstellen-Mitarbeiter Oliver Roggisch nach dessen Karriereende im Sommer für 40 Tage im Jahr als Teammanager der Nationalmannschaft abstellt, soll verstärkt in die Vermarktung des DHB eingebunden werden. „Dass sich Thorsten Storm nun auch für den DHB engagiert, ist ein weiteres Zeichen für eine umfassende Zusammenarbeit und zudem ein Signal für den DHB und dessen Partner“, befand Verbandspräsident Bernhard Bauer.
Storms Idee für das Projekt „Goldjungs“ ist simpel: Ein Unternehmen kann sich einen Nationalspieler aussuchen, für den es ein Jahr lang eine Patenschaft übernimmt. Diese kostet für die zwölf Monate 32 000 Euro. Zu den Gegenleistungen gehören unter anderem VIP-Tickets, das Werbelogo auf dem Aufwärmshirt und dem Präsentationsanzug des Spielers, der zudem für eine Firmenveranstaltung zur Verfügung steht.
„Gehen Sie mit in die goldene Manndeckung und nehmen Ihren eigenen DHB-Spieler in die Kommunikation. Als Pate eines DHB Goldjungen begleiten Sie emotional einen Handball-Nationalspieler auf dem Weg zur WM im eigenen Land“, preist der Verband seine Aushängeschilder an. Hat ein Spieler wie jetzt Gensheimer einen Paten, ist er weg vom Markt. Interessenten müssen sich einen anderen Akteur aussuchen.
Sollte der Plan aufgehen, steht der DHB in Bezug auf die Vermarktung seiner Nationalmannschaften vor einem finanziellen Quantensprung. Denn bislang waren im Etat des Verbandes lediglich 1000 Euro für Merchandising verankert. „Wir werden den Weg der Professionalisierung weitergehen“, versprach DHB-Chef Bauer.
In den kommenden Wochen sollen vier weitere Patenschaften folgen. Bis zu den Playoffs für die WM 2015 in Katar im Juni gegen Polen peilt Hanning an, die Marke von einem halben Dutzend zu sprengen. „Bis zu den WM-Playoffs gegen Polen möchten wir weitere fünf bis sieben Partner für die Nationalspieler gewonnen haben und so eine zusätzliche Säule in der Vermarktung aufbauen“, sagte der DHB-Vize. An den zusätzlichen Einnahmen sollen die Spieler beteiligt und somit für die gestrichenen Tagegelder entschädigt werden.