Starke Leistungen Handball-Ladies nicht enttäuscht: Heim-WM bereits im Fokus
Göteborg (dpa) — Als Michael Biegler „das Projekt“ im April startete, hatte der 55-Jährige einen Masterplan mit dem Fernziel Heim-WM 2017.
Acht Monate später sind die von ihm trainierten deutschen Handballerinnen diesem Plan schon deutlich voraus. „Man muss den Hut vor den Ladies ziehen, was sie bei der Europameisterschaft erreicht und wie sie sich entwickelt haben“, sagt Biegler über seine Mannschaft. Und Wolfgang Sommerfeld, Sportdirektor des Deutschen Handballbunds (DHB), geht noch weiter: „Es sind nur noch Kleinigkeiten, die uns von der Weltspitze trennen.“
Mit dem Erreichen des Spiels um Platz fünf am Freitag (15.45 Uhr) gegen Rumänien haben die überragende Torfrau Clara Woltering & Co. bereits das beste EM-Ergebnis seit Rang vier 2008 eingefahren. Dass es trotz des 28:22-Erfolgs gegen Schweden nichts mit dem Halbfinaleinzug wurde, hatten die Deutschen schnell abgehakt: „Es war doch realistisch, dass der Olympiazweite Frankreich gegen Serbien gewinnt“, sagt Spielführerin Anna Loerper. Nur im Falle einer französischen Niederlage wäre das DHB-Team ins Halbfinale gegen Titelverteidiger Norwegen eingezogen.
Zunächst live in der Halle, dann im Mannschaftshotel per Laptop hatten sich die Deutschen die Partie angeschaut. Die Köpfe ließen Loeper & Co. nicht hängen: „Wir haben bisher ein überragendes Turnier gespielt. Mannschaften wie die Halbfinalisten Frankreich, Niederlande oder Norwegen sind uns eben noch voraus. Das Spiel um Platz fünf entspricht unserem aktuellen Leistungsstand“, sagt Loerper: „Wir sind auf einem richtig guten Weg mit Blick auf unsere Heim-WM in einem Jahr.“
Im Dezember 2017 wollen Bieglers Ladies mindestens das Halbfinale am 15. Dezember in Hamburg erreichen. „Wir haben bei der EM und speziell in der Vorbereitung viel für das nächste Jahr gelernt. Wir wissen, wo wir ansetzen müssen“, sagt Bundestrainer Biegler. Für eine erfolgreiche Heim-WM wird ein neues Trainingskonzept installiert. Künftig wird es regionale Trainingsgruppen geben, zum Beispiel in Dortmund oder Bietigheim, wo die Nationalspielerinnen aus benachbarten Vereinen gemeinsam von Biegler trainiert werden — ohne, dass die ganze Mannschaft anreisen muss. „Wir brauchen noch mehr Zugriff auf die Spielerinnen“, sagt Sommerfeld.
Biegler hofft mit Blick auf seine Mannschaft auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie die der deutschen Männer: „Unter Dagur Sigurdsson haben die Bad Boys auch die WM in Katar als Zwischenschritt gebraucht, um ein Jahr später den EM-Titel zu holen. Mal sehen, ob wir auch so weit kommen.“