Handballer nach Testsiegen mutig und demütig zur WM
Mannheim (dpa) - Mit einer Mischung aus Mut und Demut fliegen Deutschlands Handballer zur WM nach Katar. Einen Tag nach dem 32:24 feierte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Mannheim mit dem 27:22 (11:10)-Erfolg erneut gegen Tschechien eine gelungene Generalprobe.
„Das waren nicht die Weltmeisterschaftsspiele, das waren Testspiele. Wir gehen immer noch mit viel Demut in diese Weltmeisterschaft“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Passend dazu hat DHB-Präsident Bernhard Bauer auch ein bescheidenes WM-Ziel ausgegeben. „Das Achtelfinale ist Pflicht. Bei allem, was danach kommt, wäre mir wichtig, dass man bis zur letzten Sekunde kämpft und begeisternden Handball spielt“, sagte der Verbandchef.
Bauer wird auch nicht müde, immer wieder auf die verlorene Qualifikation gegen Polen und WM-Teilnahme dank einer Wildcard als Glücksfall hinzuweisen. „Wir müssen uns daran erinnern, wo wir im Juni waren. Es ist ein Glück, und deswegen müssen wir auch bescheiden sein, dass wir bei der Weltmeisterschaft dabei sein dürfen. Wir müssen sportlich beweisen, dass wir verdient bei der WM sind“, meinte er.
Nur eine Niederlage in acht Spielen unter der Regie des danach verpflichteten Sigurdsson hat den im letzten Sommer niedergeschlagenen Handballern neues Selbstbewusstsein eingeimpft. „Die Testspiele waren gut, die Qualifikationsspiele waren auch ganz gut. Das bedeutet ein bisschen mehr Selbstvertrauen und eine breitere Brust. Das tut den Jungs gut“, hat der Isländer festgestellt.
In die zwei freien Tage bis zum Abflug hat der Isländer seine Spieler in dem Bewusstsein entlassen, dass sie in Katar konkurrenzfähig sind. „Die Jungs fühlen sich fit und bereit. Das ist positiv“, befand er. Einen Tag nach dem Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Katar und Brasilien steigt das DHB-Team am Freitag mit dem brisanten Duell gegen Polen ins Turnier ein. Die weiteren Gegner in der schweren Vorrundengruppe D sind Dänemark, Russland, Argentinien und Saudi-Arabien.
„Wir fahren mit einem ganz guten Gefühl zur WM“, meinte Spielmacher Martin Strobel, „wir haben viel ausprobiert und brauchen uns vor niemandem zu verstecken.“ Der Balinger ist Sigurdssons Nummer 1 auf der Position des Spielgestalters und hat sowohl in den Spielen gegen Island (31:24; 24:25) als auch gegen Tschechien überzeugt. Dagegen braucht der nachgerückte Michael Kraus, der wegen eines hartnäckigen Muskelfaserrisses im Oberschenkel zunächst ausgefallen war, noch Zeit, um spielerisch ins Team zu finden. „Wir fahren mit breiter Brust nach Doha. Da müssen wir aber noch eine Schippe drauflegen“, sagte der Göppinger.
Der Weltmeister von 2007 gehört ebenso zu den 18 WM-Fahrern wie der 34 Jahre alte Team-Senior Carsten Lichtlein, aber auch der 19-jährige Jungstar Paul Drux oder die Länderspiel-Frischlinge wie Fabian Böhm, Matthias Musche und Erik Schmidt. 16 Spieler kann der Bundestrainer maximal für die WM melden und muss dies bis 24 Stunden vor dem Auftaktspiel erledigen. „Ich habe noch keine Entscheidung getroffen, ob wir 15 oder 16 Spieler von Anfang an melden“, sagte Sigurdsson.