Handballer starten Olympia-Casting mit fünf Rückkehrern
Leipzig (dpa) - Bei der Kanzlerin war's noch Spaß. Eine Hand-Raute beim Gruppenfoto, ein Selfie hier, ein bisschen Smalltalk dort - doch die Annehmlichkeiten des EM-Titels sind vorbei.
An diesem Freitag beginnt in Leipzig mit dem ersten von zwei Tests gegen den WM-Zweiten Katar das harte Olympia-Casting für die deutschen Handballer. 14 aus 22 heißt die Formel - und Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat bereits klargestellt, dass es keine Erbhöfe geben wird. „Für mich gibt es bei den Nominierungen nicht die Trennung zwischen den Europameistern und den anderen. Ich schaue nur auf die Leistung“, sagte der Isländer im Interview des Fachmagazins „Handball-Woche“.
Mit 18 Spielern ist die Nationalmannschaft Europameister geworden. Sechs Wochen nach dem Triumph von Krakau mit dem Finalsieg gegen Spanien sind nun die fünf Rückkehrer Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Paul Drux, Silvio Heinevetter und Manuel Späth wieder dabei. Beim Länderspiel-Doppel gegen Asienmeister Katar am Freitag sowie am Sonntag in Berlin bekommt zudem Kreisläufer Evgeni Pevnov wieder eine Chance.
Aus dem Europameister-Team fehlen dagegen Rückraum-Ass Steffen Fäth wegen Schulterproblemen, Rechtsaußen Tobias Reichmann wegen eines Liga-Spiels bei seinem polnischen Klub KS Vive Kielce sowie die erkrankten Kreisläufer Hendrik Pekeler und Jannik Kohlbacher. Außerdem musste Erik Schmidt am Mittwoch wieder abreisen, nachdem er sich im Training das Knie verdrehte. Dazu haben die Kieler Steffen Weinhold und Christian Dissinger ihre bei der EM erlittenen Verletzungen noch nicht auskuriert.
Doch wie schon vor der EM sieht Sigurdsson die Ausfälle rein pragmatisch und vertraut einfach anderen Spielern. „Wir haben in der Handball-Bundesliga viele personelle Möglichkeiten. Das macht jede Nominierung spannend und ist ein Plus für die Nationalmannschaft“, meinte er. Insgesamt stehen dem Isländer für die beiden ausverkauften Partien 18 Spieler zur Verfügung.
Die Partie gegen die Kataris hat für die deutschen Handballer eine besondere Bedeutung. Bei deren Heim-WM 2015 verlor die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Doha das Viertelfinale gegen die International-Mannschaft mit eingebürgerten Spielern aus zahlreichen Ländern mit 24:26. „Es gibt nicht viele Mannschaften, mit denen wir eine Rechnung offen haben. Mit Katar schon“, betonte Sigurdsson. Das wusste sogar Angela Merkel. „Ich habe gelesen, dass sie noch offene Rechnungen mit Katar haben. Das sollte eine hohe Motivation für die anstehenden Testspiele in Leipzig und Berlin sein“, sagte die Bundeskanzlerin beim Empfang in ihrem Amtssitz.
Gut ein Jahr später ist daraus das Duell zweier Kontinentalmeister geworden, die sich in Vorbereitung auf Rio de Janeiro gegen starke Konkurrenz messen wollen. „Mit den Spielen gegen Katar beginnt für uns endgültig die Zeit nach dem Gewinn der Europameisterschaft und vor den Olympischen Spielen“, erklärte der Bundestrainer.
Schon drei Wochen später wird das Auswahlverfahren für Rio fortgesetzt. Am 1. April trifft der Europameister in Köln auf Dänemark und am 3. April in Gummersbach auf Österreich.