Handballprozess: Anklage fordert Freiheitsstrafen
Kiel (dpa) - Im Handballprozess gegen die früheren THW-Kiel-Verantwortlichen Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic hat die Anklage Freiheitsstrafen und Geldauflagen gefordert.
Für Ex-Geschäftsführer Schwenker beantragte Staatsanwalt Axel Goos eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung. Zudem soll der 52-Jährige eine Geldauflage von 25 000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zahlen. Für Ex-Trainer Serdarusic forderte der Staatsanwalt eine 17-monatige Freiheitsstrafe auf ebenfalls zwei Jahren Bewährung. Überdies soll der ehemalige Coach eine Geldauflage von 15 000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen.
Den Angeklagten wird vorgeworfen, das Champions-League-Finale 2007 gegen den Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt durch Schiedsrichterbestechung gekauft zu haben. Beide bestreiten das. Am nächsten Montag halten die Verteidiger ihre Plädoyers, bevor der Richter am 26. oder 27. Januar sein Urteil fällt.
Goos begründete das geforderte Strafmaß mit einem „besonders schweren Fall des Betrugs sowie Untreue“. Seinem Antrag war die Vernehmung von 13 Zeugen an 16 Verhandlungstagen vorausgegangen. „Mit Unverfrorenheit sind Fantasiegeschichten und Lügen in diesem Haus verbreitet worden“, sagte der Staatsanwalt und fügte an: „Die Belange des Sports sind auf der Strecke geblieben. Alle Beteiligten haben sich zu einem Kartell des Schweigens vereinigt.“ Die Angeklagten nahmen das geforderte Strafmaß ungerührt zur Kenntnis, Schwenker hatte hin und wieder den Kopf geschüttelt oder gequält gelächelt.
Goos hob in seinem drei Stunden und 15 Minuten langen Schlussvortrag jedoch hervor, dass einige Zeugenaussagen durchaus glaubwürdig und nachvollziehbar seien. Insbesondere den früheren Gesellschafter des THW, Georg Wegner, mit Abstrichen auch den Dänen Jesper Nielsen, Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen, strich der Staatsanwalt positiv heraus. Für schnelle Aufklärung hätte eigentlich der als Mittelsmann beschuldigte Kroate Nenad Volarevic „durch Vorlage harter Fakten und Belege“ sorgen können, meinte Goos. Der Spielervermittler lehnte eine Aussage vor einem deutschen Gericht jedoch ab.
Volarevic hat vom THW Kiel 92 000 Euro erhalten. Davon habe er laut Goos die polnischen Schiedsrichter des Finalrückspiels bestochen, wie rasche Kontobewegungen und eine Flugreise nach Warschau vor dem Rückspiel bewiesen. Schwenker nennt als Grund der Geldzahlung das Honorar für den Transfer des französischen Spielers Igor Anic nach Kiel. Der jedoch, so legte Goos dar, wurde über einen Vermittler aus Frankreich nach Kiel geholt und habe lediglich 15 000 Euro Beratungshonorar gekostet.