Handballprozess: Erneut EHF-Funktionär Zeuge
Kiel (dpa) - Im Kieler Handballprozess tritt am Mittwoch ein weiterer Funktionär in den Zeugenstand. Am 15. Verhandlungstag befragt die 5. Große Strafkammer des Landgerichts Kiel Jesus Guerrero Béiztegui.
Der Spanier zählt als Mitglied der Wettbewerbskommission zu den hochrangigsten Funktionären der Europäischen Handball-Föderation (EHF). Guerrero war Delegierter des Verbandes beim Finalrückspiel in der Champions League 2007 zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt.
Diese Partie steht im Zentrum des seit September laufenden Prozesses gegen den Ex-Manager des THW Kiel, Uwe Schwenker, und den ehemaligen THW-Coach Zvonimir Serdarusic. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, dieses Endspiel durch Bestechung der Schiedsrichter manipuliert zu haben. Schwenker und Serdarusic bestreiten dies.
Der Vorsitzende Richter Matthias Wardeck will zumindest Teile des Finales per Video in Augenschein nehmen. Guerrero gilt als einer der fachkundigsten Experten in Europa. Als Spieler war er 1972 Olympia-Teilnehmer und später Präsident des spanischen Verbandes. Seit 1993 überwacht er im Auftrag der EHF wichtige Handballpartien.
Erwartet wird zudem eine Replik der Verteidiger Schwenkers auf ein neues Beweismittel, das der Staatsanwalt überraschend am vergangenen Freitag präsentiert hatte. Daraus ging hervor, dass Schwenker dem mutmaßlichen Mittelsmann Nenad Volarevic unmittelbar vor den Kieler Viertelfinalspielen in der Champions League 2003 die Kontaktdaten der Referees übermittelt hatte. Bisher hatte Schwenker erklärt, Volarevic sei nur als Scout für den THW Kiel auf dem Balkan tätig gewesen.