Hanning schickt Handball-Nachwuchs zur Müllabfuhr
Leipzig (dpa) - Bob Hanning, Bundesliga-Manager der Füchse Berlin und Präsidiumsmitglied der Handball-Bundesliga (HBL), regt eine bessere Erziehung für den deutschen Handball-Nachwuchs an.
„Wir müssen unseren Nachwuchs eben nicht nur unter Handball- und Athletikgesichtspunkten ausbilden, sondern als Ganzes“, sagte der ehemalige Co-Trainer von Heiner Brand in einem HBL- Interview. „Ich habe meine B-Jugend nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft drei Tage zur Müllabfuhr geschickt, damit diese Jungs die Erfahrung machen, welch ein Privileg es ist, eines Tages als Handballer sein Geld zu verdienen.“
Er betonte zugleich, dass „es bei der Ausbildung von Jugendlichen auch um Benimmregeln geht, um einen Verhaltenskodex, um Kraft und um Leistungsbereitschaft. Ein solches Leitbild halte ich für äußerst wichtig“. Der Handball-Experte erinnerte zudem an die Mannschaften aus Polen, Kroatien und Island, die neben Deutschland ebenfalls nicht bei der WM überzeugen konnten. „Das Gros dieser Spieler tummelt sich in der Bundesliga. Da drängt sich mir doch die Frage auf, ob es nicht letztlich auch eine Frage der gewaltigen Belastung ist, dass ausgerechnet diese Teams enttäuschten, hingegen Frankreich und Spanien die positiven Akzente setzten.“
Ein grundsätzliches Nachwuchsproblem sieht Hanning jedoch nicht. „Die Bundesliga hat mit ihren Clubs und dem Jugendzertifikat europaweit herausragende Arbeit geleistet. Der deutsche Handball schafft es aber gegenwärtig nicht, den herausragenden Nachwuchs in den Anschlusskader der Erstligisten zu führen“, sagte der 43-Jährige. „Wir müssen die Talente, die zweifellos sogar in großer Zahl da sind, besser integrieren und vor allem zu Persönlichkeiten ausbilden.“