Heimatverbunden und erfolgshungrig: Müller trumpft auf
Novi Sad (dpa) - Die Glückwünsche der Teamkolleginnen und des Trainerstabs nahm Susann Müller mit einem Lächeln entgegen. Mit elf Treffern war die 25-jährige Leipzigerin beim 37:32-Sieg im zweiten Gruppenspiel der Frauen-Handball-WM in Serbien die überragende Werferin.
Doch für Müller waren der Erfolg und die eigene Leistung nur ein Schritt auf dem angepeilten Weg der deutschen Mannschaft zurück in die Weltspitze. Müller besticht durch Dynamik und Wurfgewalt. Damit überspielten sie und ihre Angriffskolleginnen die nicht zu übersehende Defensivschwäche der deutschen Mannschaft. „Dass Susann eine immens hohe Qualität hat, ist bekannt. Aber heute hat sie wirklich ein sehr gutes Spiel gemacht“, lobte Bundestrainer Heine Jensen.
Dass Susann Müller zu einer verlässlichen Größe im Rückraum geworden ist, tut der Mannschaft auch deshalb gut, weil das Team eine Woche vor Turnierbeginn ihre Spielgestalterin verlor. Kerstin Wohlbold, beim Leipziger Ligakonkurrenten Thüringer HC unter Vertrag, erlitt im Vorbereitungsspiel gegen Schweden einen Kreuzbandriss. Plötzlich ist Müller als Führungsspielerin im Angriff gefordert. Auf dem Feld beweist sie nicht nur Durchschlagsqualitäten, sondern auch Spielfreude und Überblick. „Ich versuche, in jedem Spiel meine Erfahrungen mit einzubringen“, sagt die 25-Jährige.
Ihre Karriere in der Nationalmannschaft verlief dabei nicht immer geradlinig. Vor einem Jahr verhinderte eine Meniskusverletzung ihre Teilnahme an der Europameisterschaft. Umso ehrgeiziger sind ihre Ziele für die WM. Im Vorfeld wagte sie sogar einmal die Prognose, dass „eine Medaille vielleicht drin sein könnte“. Sie weiß aber auch, dass der Weg dorthin noch weit ist. Mit Blick auf die beiden noch ausstehenden Vorrundenspiele gegen Tunesien am Donnerstag und gegen Ungarn am Freitag und dem wahrscheinlichen Achtelfinale am Sonntag oder Montag sagt sie: „Die richtig schweren Brocken kommen erst noch.“
In der Liga ist sie längst wieder da angekommen, von wo sie einst aufbrach, um die große Handballwelt kennenzulernen. Nach drei Jahren in Dänemark bei Randers HK und beim slowenischen Topclub RK Krim kehrte sie im Sommer zum HC Leipzig zurück. Dort hatte man ihr Talent schon früh entdeckt, mit 15 Jahren wurde sie unter Vertrag genommen. Sie war eine der Leistungsträgerinnen, als der Club 2009 und 2010 zwei Meisterschaften hintereinander gewann. „Ich spiele Handball, um Titel zu gewinnen“, sagt die Linkshänderin.
Dass sie sich trotz anderer Angebote vom ungarischen Champions-League-Sieger Györi ETO KC oder vom Ligakonkurrenten Thüringer HC für Leipzig entschied, hängt mit der Stadt, der Organisation des Clubs und der tollen Heimspielatmosphäre zusammen: „Leipzig ist für mich der beste Club in ganz Europa.“