Heuberger und sein Dilemma

Der Verband steht zu seinem Bundestrainer. Ex-Weltmeister-Trainer Vlado Stenzel fordert dessen Rücktritt.

Düsseldorf. Das Aus ist historisch. Die Zeit der Schuldzuweisungen hat längst begonnen. Nach dem Scheitern in der EM-Qualifikation steht Bundestrainer Martin Heuberger im Zentrum der Kritik.

Der frühere Weltmeister-Trainer Vlado Stenzel wurde deutlicher: „Heuberger muss weg. Er kann es nicht“, sagte der 79-Jährige dem Internetportal „Sport Bild Plus“.

Deutschlands Handballer hatten zum ersten Mal in der Geschichte, die Teilnahme an den kontinentalen Titelkämpfen verpasst. Unter Heuberger war die Nationalmannschaft bereits an der Qualifikation für die Olympischen Spiele in London gescheitert.

Beim Verband stößt die Kritik auf Unverständnis. Auf einer Präsidiumssitzung hat sich der Vorstand eindeutig zu Heuberger bekannt. „Das Problem ist nicht der Trainer. Das Problem ist der Schulterschluss zwischen Verband und Liga“, sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier. Er sieht Handlungszwänge vor allem im operativen Bereich.

„Da gibt es großen Optimierungsbedarf. Ich will aber nicht, dass jetzt alle mit dem Finger aufeinander zeigen und sagen: Der ist schuld.“ Heuberger selbst hat sich klar positioniert: „Ich glaube, dass das, was wir mit dem Umbruch begonnen haben, der richtige Weg ist. Diesen Weg würde ich gerne weitergehen.“

Dass das DHB-Präsidium weiter zu Heuberger hält, kann zwei Gründe haben. Zum einen stehen die Entscheidungsträger kurz vor ihrem Abgang. Im September wird eine neue Führung gewählt. Bob Hanning, der als Nachfolger für Bredemeier in den Startlöchern steht, hat vielleicht auch deshalb vor blindem Aktionismus in der Trainerfrage gewarnt.

Die Verantwortlichen wissen zudem, dass der Bundestrainer auch an den Strukturen im deutschen Handball gescheitert ist. Schon lange fordert Heuberger die freiwillige Selbsteinschränkung für die Bundesliga. Die Topclubs sollen in der „stärksten Liga der Welt“ zukünftig weniger Ausländer einsetzen. Damit wäre die Voraussetzung geschaffen, deutschen Talenten mehr Raum zur Entwicklung auf Topniveau zu geben.

„Andere Ligen haben diese Selbsteinschränkung doch auch. Da muss man sich mal einig sein, alle müssen an einem Strang ziehen“, sagte Heuberger der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben keine Überflieger in der Mannschaft, keine absoluten internationalen Stars.“ Ohne die sieht Heuberger das Team im internationalen Wettbewerb weiter auf verlorenem Posten.