Karabatic nach Wettskandal wieder im Club aufgenommen
Paris (dpa) - Handball-Weltstar Nikola Karabatic steht vor einem Comeback: Rund einen Monat nach Ausbruch der Wett- und Manipulations-Affäre um den früheren Kieler ist Karabatic wieder in das Team des französischen Rekordmeisters Montpellier AHB aufgenommen worden.
Auch der Tunesier Issam Tej stehe dem Champions-League-Gegner des HSV Hamburg und der SG Flensburg-Handewitt von sofort an wieder zur Verfügung, sagte Clubpräsident Rémy Lévy in Montpellier nach Einzeltreffen mit drei der „Skandalprofis“. Die Ermittlungen der Justiz gegen die fünf betroffenen MAHB-Spieler wegen Betrugs gehen ungeachtet der Entscheidung des Clubs weiter.
Nikolas Bruder Luka wurde von Rémy für den 8. November zu einem Vorgespräch geladen, nach Medienberichten muss er sogar mit einer fristlosen Kündigung rechnen. Ebenso wie der slowenische Nationalspieler Dragan Gajic, der bereits vergangenen Woche zu einem Vorgespräch geladen worden war. Über die sportliche Zukunft des slowenischen Torwarts Primoz Prost wollte Lévy erst am Nachmittag nach einem Gespräch mit dem Spieler entscheiden.
Die Handballer um den zweifachen Weltmeister und Olympiasieger Karabatic stehen im Verdacht, vorige Saison das Liga-Spiel bei Cesson-Rennes (28:31) am 12. Mai manipuliert und so Verwandten und Bekannten Wettgewinne von insgesamt knapp 252 000 Euro ermöglicht zu haben. Gegen sieben MAHB-Spieler - zwei von ihnen (Samuel Honrubia und Mladen Bojinovic) sind inzwischen nach Paris gewechselt - und sechs weitere Personen sind Strafverfahren wegen Betrugs eingeleitet worden. Ihnen drohen bis zu fünf Jahre Haft und Geldstrafen.
„Morgen nehmen Nikola Karabatic und Issam Tej das Training wieder auf (...) Sie haben uns in die Augen geschaut und versichert, sie hätten nicht gewettet“, so Präsident Lévy. Die Profis, die gewettet hätten, seien aber „nicht würdig“, das MAHB-Trikot zu tragen.
Dass Nikola Karabatic und Tej wieder spielen können, ist deshalb möglich, weil die Justiz jüngst eine richterliche Kontaktsperre aufgehoben hatte, die den fünf betroffenen Spielern jedes Treffen oder jedes Gespräch mit Mitspielern und Verantwortlichen des Clubs untersagte. Der 28-jährige Nikola beteuerte bisher stets seine Unschuld. Er räumte zwar ein, seine Freundin und Bruder Luka (24) hätten damals jeweils 1500 und 7000 Euro gegen den MAHB gesetzt. Das sei „allenfalls eine disziplinarische Sache“, er selbst habe zudem gar nicht gewettet. „Ich habe den Blödsinn satt!“, klagte er jüngst.
Die Affäre hatte für die betroffenen Spieler schon finanzielle Konsequenzen. Montpellier ließ die Verträge der Verwickelten auf richterliche Anordnung zeitweilig ruhen, das letzte Gehalt war nicht überwiesen worden. Ein weltweit operierender Drucker-Hersteller (Brother) kündigte zudem sowohl den Sponsorenvertrag mit Nikola Karabatic als auch mit dessen Verein. Die Karabatic-Brüder müssen nun am 7. November vor dem Untersuchungsrichter aussagen.